Tim Bendzko mit Band in Köln

Der wird doch wohl nicht jetzt schon die Welt retten wollen? Tim Bendzko macht eine Ansage, die verheißungsvoll klingt, aber zu diesem frühen Zeitpunkt unerwartet kommt: "Beim nächsten Lied könnt ihr eure Textsicherheit beweisen", sagt er, "das kennt ihr mit Sicherheit." Dabei hat er gerade mal drei Stücke gespielt, und dieser Song, den jeder kennt, schickt sich eher zum großen Finale. Tim Bendzko spielt sein nächstes Lied, "Das letzte Mal" – die Halle bleibt stumm. "Nur noch kurz die Welt retten", so heißt das Stück, das alle hören wollen, und Tim Bendzko tut gut daran, es noch nicht zu verheizen. Über 300 000 Mal hat er diesen Hit mittlerweile verkauft. Der Song machte den Berliner aus dem Stand zum Popstar, sein Konzert in der Kölner Live Music Hall: schon Wochen vorher ausverkauft. Wenn Tim Bendzko zu Beginn seiner Show aus dem Off singt, klingt er wie Xavier Naidoo, genauso warm und auf den Punkt. Wenn er sich dann auf der Bühne zeigt, hat er dem Mannheimer einiges voraus: Er ist nicht peinlich. Bendzko ist der Typ unauffälliger Nachbar, der lächelnd grüßt, aber wenig spricht. Und Bendzko ist klug genug, seinen sechs Musikern den nötigen Raum zu lassen. Den nutzen sie, weben große Klangteppiche, der Sänger ist trotzdem nie zu überhören. Das ist angenehm unaufgeregt, fast schon zu lieb für einen Popstar, Beherrschung statt Effekt. Anderthalb Stunden spielen Tim Bendzko und Band, zum Schluss retten sie nicht mal die Welt. "Keine Zeit" heißt das letzte Stück. Ihren Weltretter-Hit haben sie doch schon mittendrin abgefeuert. Vielleicht kann Bendzko den Song nicht mehr hören. Vielleicht weiß er aber auch: Er kann noch viel mehr.

KLAS LIBUDA

(RP)
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