Tanz Tänzerisch vom Frauenbild befreit

Am FFT choreografiert Maura Morales in ihr neue Stück: „Cherchez la femme“.

 Szene aus Cherchez la femme von Maura Morales.   Foto: Klaus Handner

Szene aus Cherchez la femme von Maura Morales. Foto: Klaus Handner

Foto: Handner/Klaus Handner

Auf die Suche nach der Frau begibt sich die Choreografin Maura Morales in ihrem neuen Stück „Cherchez la femme“ am FFT. Ausgangspunkt für die choreografische Arbeit ist das Werk der Fotografin Francesca Woodman. Ihre atmosphärischen schwarz-weiß Fotografien zeigen zum Großteil Aktaufnahmen ihres eigenen Körpers – oft in verlassenen Häusern und durch Spiegelungen geisterhaft entrückt. Mit nur 22 Jahren nahm sich Woodman das Leben.

Auch auf der Bühne kommt diese innere Zerrissenheit zum Vorschein. Morales und ihre Mittänzerinnen Karin Morrow und Mihyun Ko winden sich gekonnt ineinander, springen auf, werfen Arme und Beine in die Luft – und enden doch immer wieder auf dem Boden. Dazwischen hält Morales einen Spiegel auf ihrem Körper, so dass nur noch die Spiegelung ihrer Beine zu sehen ist. Verstörend wirkt das, ist aber auch ganz offensichtlich ein Hinweis auf Woodmans Werk.

Der Kampf gegen ein aufoktroyiertes Frauenbild, aus dem sich die drei wunderbar präsenten Tänzerinnen langsam im Laufe des Stückes befreien, steht dabei im Mittelpunkt. Denn – so die sehr schlüssige Argumentation im Begleittext – im 20. Jahrhundert habe sich die Kategorie der Schönheit weg von der Kunst und hin auf den weiblichen Körper bewegt. Diese getanzte Schönheit wird aber erst am Schluss des Stückes richtig deutlich – wenn die drei Frauen nun nicht mehr gegeneinander tanzen, sondern sich sanft in den Arm nehmen. Morales ist kurz darauf zwischen Morrow und Ko. Liebevoll halten die beiden die Tänzerin fest, die immer wieder taumelt.

Begleitet wird das Stück von der Musik von Maura Morales Lebens- und Kunstpartner Michio Woirgardt. So zerissen und aufwühlend wie der Tanz ist auch die Musik. Aus einem Soundteppich wird dann immer wieder mitreißende elektronische Musik, untermalt vom virtuosen Gitarrenspiel des ehemaligen Flamenco-Gittaristen Woirgardt. Glasklar ist der treibende Beat dann, der auch in jedem guten Techno-Club laufen könnte.

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