Reaktionen auf Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki Umstrittener Reformweg

DÜSSELDORF · Leserforum Wir fragten unsere Leser nach ihrer Meinung, wie sie die derzeitige Situation im Erzbistum Köln bewerten. Die Resonanz war groß. Ebenso wie die Sorge um die Zukunft der Kirche.

 Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, beim Gottesdienst im Dom.

Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, beim Gottesdienst im Dom.

Foto: dpa/Andreas Arnold

(RP) Im Erzbistum Köln wird derzeit viel diskutiert: über den Zukunftsweg der katholischen Kirche in Deutschland und über die Impulse, die dazu vom Erzbistum selbst ausgehen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht dabei der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, dem die einen unterstellen, mit seiner Kritik am Reformweg der Kirche nicht die Zeichen der Zeit erkannt zu haben, andere hingegen sehen gerade in seiner Haltung einen notwendigen Widerstand gegen einen allzu oberflächlichen Zeitgeist. Gleich zwei Online-Petitionen wurden gestartet, die die Katholiken zur Abstimmung aufrufen – zur Solidarität mit dem Erzbischof und zur Kritik am Erzbischof. Der Kardinal hingegen möchte nach eigenen Worten „keine Galionsfigur sein – weder für das eine noch das andere Lager“. Anstatt „übereinander abzustimmen“, solle man lieber miteinander sprechen, ließ er verlauten. Wir fragten unsere Leser nach ihrer Meinung, wie sie die derzeitige Situation im Erzbistum Köln bewerten. Die Resonanz war groß, so dass wir nur einen Teil der Zuschriften in gekürzter Form an dieser Stelle publizieren können.

Richard F. Arens: „Kardinal Woelki hat völlig Recht, sich nicht den obskuren verstaubten Forderungen der Petition zu beugen, die für sich in Anspruch nimmt, für alle Katholiken des Erzbistum zu sprechen.“

Helmut Becker: „Kardinal Woelki ist wie aus der Zeit gefallen. Er vertritt einen erzkonservativen Kurs im Hinblick auf Zölibat und Teilhabe von Frauen. Sollte er den Synodalen Weg nachhaltig behindern, würde er zu einem Totengräber in der katholischen Kirche.“

Maria Szlieszus: „Wie kann eine Weltkirche nur so konservativ sein? Unser Glaube basiert allein auf der Liebe, das ist die Botschaft Gottes. Die Strukturen sind von Menschen gemacht und können auch von uns Menschen verändert werden. Wo steht geschrieben, dass Priester keine Ehe eingehen dürfen? Ich denke, dass es entschieden weniger Missbrauchsfälle gäbe, wenn der Zölibat aufgehoben würde. Die Sexualität ist uns von Gott gegeben und gilt für alle Menschen. Und warum sieht die Kirche uns Frauen als Dienerinnen zweiter Klasse?“

Rudi Pache: „Kardinal Woelki befindet sich augenscheinlich noch im Mittelalter. Er hat von den aktuellen Problemen der katholischen Kirche auch nur ansatzweise keine Ahnung. Wie lange will sich das Erzbistum Köln so einen Mann noch leisten?“

Gerti Michler: „Wenn sich selbst ein Kardinal Marx zurückzieht, bleibt manche Hoffnung auf der Strecke. Ich wünsche den Veranstalterinnen von Maria 2.0 in Köln einen großen Erfolg. Es kann nicht laut genug protestiert werden, um gegen die Resignation anzukämpfen.“

Günter Striewe: „Ich möchte die Kirche nicht verlassen; wir brauchen sie als moralische Instanz. Um diese glaubwürdig zu vertreten, bedarf es eines ernsthaften Schuldbekenntnisses. Es sind doch die Strukturen der Macht, die die Missbrauchsfälle befördert haben. Solange diese nicht in Frage gestellt werden, kann sich nichts ändern.“

Erika Feller: „Die aktuelle Situation ist schlimm! So viele Stimmen verhallen ungehört, Menschen voller Sorge suchen nach Mitteln und Wegen, sich Gehör zu verschaffen, alles für die Katz! Der geistige Hunger, die Sehnsucht nach Verstandenwerden im Hier und Jetzt ist riesengroß! Die Menschen prallen ab! Die geweihten Selbstdarsteller spüren nicht mehr, was die Laien umtreibt, wie die Frauen heute ticken! Wer diese Menschen nicht ernst nimmt, sondern in die Ecke stellt, ist nicht mehr von dieser Welt. Und erwartet ausgerechnet von ihnen, dass sie es am Ende richten. Eine Enttäuschung folgt der anderen, schlimmer kann es nicht kommen. Oh, doch! Das letzte Schreiben des Papstes und die Kommentierungen Woelkis und seiner strammen „Freunde“ lässt eigentlich keine Hoffnung mehr zu. Ist die Kirche noch für den Menschen bestellt? Hat Jesus die Kirche überhaupt gestiftet? Und dabei nur an Männer gedacht? In allen Bereichen sind 2000 Jahre Entwicklung geschehen, die wir nicht missen möchten. Warum gilt das nicht für die Kirche?“

Ernst-Günter Lambert: „Noch stimmen mehr als die Hälfte der Katholiken in den meisten Punkten unserm Erzbischof zu, ich auch.“

Annelie Finis-Aust: „Für mich zeugt Woelkis mangelnder Reformwille von erschreckender Weltfremdheit. Gleichzeitig bewerte ich den Synodalen Weg als Zeichen einer lebendigen Kirche. Ich trete nicht aus, weil ich nicht wüsste, wo ich besser aufgehoben wäre.“

Ulrich Arning: „Herr Woelki leistet für die katholische Kirche als Geisterfahrer die gleichen Dienste wie Trump für die Umweltbewegung. Es ist so bitter zu sehen, wie so viele engagierte Menschen vor den Kopf gestoßen werden. Wenn nicht einmal Selbstverständlichkeiten (Mann und Frau sind gleichberechtigt) in die Kirche integriert werden können, wird die Zukunft ausschließlich in der Strahlkraft des Vorbildes Jesus v. N. beheimatet bleiben. Für eine in Blindheit erstarrte Kirche ist kein Raum.“

Michael Hesemann: „Gott sei Dank haben wir im Erzbistum Köln Kardinal Woelki, der eine klare, katholische Linie vertritt und sich dem Verwirrspiel um den „Synodalen Weg“ verweigert. Kirche hat nicht stromlinienförmig und zeitgeistkonform zu sein, sie ist ewigen Werten verpflichtet. Es ist geradezu peinlich, wie manche Bischöfe dem Zeitgeist hinterherhecheln und dabei alles zur Disposition stellen, was katholisch ist, was unsere Kirche von der protestantischen unterscheidet. Doch warum konvertiert nicht einfach, wer gegen den Zölibat, für Pastorinnen und eine „modernere“ Sexualmoral plädiert?“

Andreas Rüberg: „Die Frauenlosigkeit in der katholischen Kirche wurde nicht von Jesus gefordert, sondern später von Männern beschlossen, wahrscheinlich aus der Sorge, dass das Geschlecht mit den vermutlich für die Menschheit besseren Qualitäten ihnen ihre Autorität streitig machen könnte.“

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