Subtiler Horror ohne Blutvergießen

thriller "Sleep Tight" aus Spanien

Es ist eine schreckliche Vorstellung, Opfer eines Einbruchs zu werden und die Wohnung halb verwüstet vorzufinden. Fast noch schrecklicher ist die Vorstellung, Opfer eines Einbruchs zu werden, bei dem nichts verwüstet wurde und auch nichts fehlt. Man weiß, jemand war da, doch man weiß nicht, was er wollte oder gemacht hat. Auf dieser Angstfantasie basiert der spanische Horrorfilm "Sleep Tight", der über weite Strecken ganz ohne Blutvergießen auskommt.

Im Mittelpunkt steht der Hausmeister Cesar (Luis Tosar), der gleich zu Beginn im Bett mit einer schönen jungen Frau zu sehen ist. Während sie schläft, geht er ins Badezimmer und duscht. Ein beneidenswerter Mann, denken wir, ein richtiger Glückspilz. Doch dann stellt sich heraus: Cesar ist einsam und traurig, und die Frau ist gar nicht seine Freundin. Sie weiß auch gar nicht, dass sie die Nacht mit Cesar verbracht hat. Denn Cesar ist bei ihr eingebrochen und hat sie betäubt.

Clara (Marta Etura) ist nicht nur attraktiv, sie ist auch immer gut gelaunt. Deshalb verspürt Cesar mehr als nur sexuelles Begehren. Er möchte ihr die gute Laune austreiben. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er vergiftet ihre Hautcrème ebenso wie ihre persönlichen Beziehungen, und das alles in kleinen Dosierungen, so dass es nicht gleich zu sehr auffällt.

Jaume Balaguero ist ein Film gelungen, der Grusel, Romantik, Erotik, Tragik und schwarzen Humor vereint und dazu noch einen Beitrag zur Verbrechensprävention leistet.

Denn man kann sich vor "unsichtbaren" Einbrechern wie Cesar schützen, indem man öfter mal unter dem Bett oder im Schrank nachsieht. Clara scheint auch keine Kette zu haben, mit der sie ihre Wohnungstür von innen verrammelt. Das Opfer macht es dem Täter etwas zu einfach. Und woher weiß Cesar, wie lange das Chloroform wirkt? Es gibt kleinere logische Fehler, die den Zuschauer beruhigen und ihm das Gefühl geben: Das ist alles nur Kino, so etwas kann mir nicht passieren.

Cesar bleibt trotz seines abscheulichen Verhaltens gegenüber Clara ein Sympathieträger, weil er von den anderen Mietern des Hauses so schlecht behandelt wird. Ein arroganter älterer Mann wirft ihm Versäumnisse vor und droht ihm ständig mit der Kündigung. Ein verwöhntes Mädchen durchschaut und erpresst ihn. Auch die freundlichen Bewohner erweisen sich als oberflächlich und herablassend. Sie grüßen Cesar, ohne ihn richtig anzusehen. So ist die wichtigste Lehre, die man dem Film entnehmen kann: Immer nett zum Hausmeister sein. lll

(RP)
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