Frankfurt Streit um Spiegel-Bestsellerlogo

Frankfurt · Bestsellerlisten für Bücher gibt es inzwischen viele. Doch nur eine hat Kult-Status: Das ist jene vom Magazin "Der Spiegel". Sie gilt überdies als die verlässlichste mit der wöchentlichen elektronischen Abfrage von rund 4200 Verkaufsstellen. Was beim "Spiegel" ganz oben steht, wird viel gelesen. So viel ist sicher, und so werbewirksam ist darum auch eine gute Platzierung für die Verlage. Das Label des Spiegel-Bestsellers wird auf diese Weise zu einer Art Gütesiegel.

Das ist seit Jahresbeginn aber nicht mehr kostenlos zu haben. Für die Medienmarke sollen Verlage 250 Euro pro Titel für die Verwendung in den Vorschauen und Anzeigen zahlen; und noch einmal 250 Euro, wenn das Logo auf den Buchtitel kommt. Das klingt zunächst läppisch, zumal es sich ja um Bestseller handelt, die für Umsatz sorgen. Doch sieht die Rechnung für Großverlage, die regelmäßig Bestseller produzieren, schon bedenklicher aus. So schätzt Random House, dass Mehrkosten in Höhe von etwa einer Million Euro entstehen könnten. Kleinere Häuser wie die Bonnier-Verlage kalkulieren immerhin noch mit 250.000 Euro an Zusatzkosten. Nicht akzeptabel, zumindest verhandlungswürdig, lautet ihr Urteil. Dagegen hat der Schweizer Diogenes-Verlag - mit seinen Bestsellerautoren Donna Leon, John Irving, Paulo Coelho, Ian McEwan, Martin Suter und Bernhard Schlink - eine klare Position bezogen: "Diogenes wird nicht für die Nutzung der Logos bezahlen und wird die Logos auch nicht nutzen", stellten die Zürcher Bestsellermacher klipp und klar fest. Wohl gemerkt: Auf den Bestsellerlisten werden die Titel selbstverständlich nach wie vor geführt. Nur eine eigene Werbung mit dem Logo in anderen Medien oder auf dem jeweiligen Buch soll kostenlos nicht mehr zu haben sein.

Der Streit um die Vermarktung ist auch eine Debatte darum, wie Titel überhaupt an den Leser gebracht werden. War erst der Bestseller da, der dann auf die Liste kommt? Oder macht die Liste ein publikumswirksames Buch zu einem noch viel erfolgreicheren Werk? Die Verleger fragen darum auch zurück, wer eigentlich wessen Wert steigert? Das Logo verweist immerhin tausendfach auf die Liste und letztlich auf das Nachrichten-Magazin. Freilich gehört es zur Verhandlungsstrategie, dass nun auch ein wenig mit den Ketten gerasselt wird. Der Hinweis, dass es schließlich auch noch andere Medienpartner für Bestsellerlisten gebe, ist so ein Verhalten. Doch verhandeln muss jeder Verlag nun alleine mit dem "Spiegel".

Der Streit ums Logo trifft die Buchbranche in wirtschaftlich ungünstiger Zeit: 2017 schloss sie im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatz-Minus von zwei Prozent ab; allein der Dezember erbrachte 4,4 Prozent weniger als der Vorjahresmonat. Und beim Sortimentsbuchhandel - also dem klassischen Buchladen - gingen die Umsätze um drei Prozent zurück. Dass ausgerechnet in dieser angespannten Zeit der Kostendruck für Verlage steigt und dadurch möglicherweise manche Werbung ausbleiben muss, erscheint kontraproduktiv zu sein.

(los)
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