Kassel Strafbefehl gegen Jonathan Meese wegen Hitler-Gruß

Kassel · Der Künstler hat auf einem Podium provoziert.

Mit dieser Geste eroberten die Nazis ein Stück Privatsphäre: Während der NS-Zeit war der sogenannte Hitler-Gruß verordnete Grußform. Indem sie den Arm hoben und "Heil Hitler" wünschten, sollten die Deutschen ihre Treue zum Führer bekunden. So sollte Hitler jederzeit in Erinnerung, keine Begegnung zwischen Menschen mehr möglich sein, ohne dass sein Name gesprochen werden müsste. Im Juli 1933 wurde die militärisch anmutende Geste zum Pflichtgruß auf deutschen Dienststellen. Mancher, der den Gruß verweigerte, musste ins Konzentrationslager.

So ist der "Hitler"-Gruß zum Symbol der Gefolgschaft in der Diktatur geworden – und dient manchem Provokateur als garantiert skandalöse Geste. Jüngstes Beispiel ist der Berliner Künstler Jonathan Meese, der ohnehin gern mit Runen, Sonnenrädern und anderen Ornamenten spielt, die historisch schwer belastet sind. Während einer Podiumsdiskussion reckte Meese die Hand zum Hitler-Gruß, darum ist nun ein Strafbefehl gegen ihn ergangen.

Der 43-Jährige hatte vor rund einem Jahr in einem öffentlichen Gespräch zum Thema "Größenwahn in der Kunst" die "Diktatur der Kunst" gefordert und den Arm zu der verbotenen Geste gehoben. Damit habe er "Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" verwendet, sagte eine Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft in Hessen, was den Strafbefehl nach sich gezogen habe.

Ob sich Meese nun vor Gericht in Kassel verantworten müsse, sei noch nicht klar. Der Künstler könne den Strafbefehl auch akzeptieren und eine Geldstrafe zahlen. Wenn er allerdings dagegen vorgehe, werde vor Gericht verhandelt.

(dok)
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