Protagonisten So bringt Stephen King sie um
Mit 26 Jahren veröffentlichte er sein erstes Buch, heute feiert Stephen King seinen 60. Geburtstag - und seine Fans feiern 34 Jahre Horrorliteratur. In dieser Zeitspanne verloren Kings Protagonisten auf vielfältige Weise ihr Leben. Begleiten Sie uns auf dem blutrünstigen Streifzug durch das Oeuvre des Horror-Meisters.
In Kings Erstling aus dem Jahre 1974 verfügt Außenseiterin Carrie über telekinetische Kräfte. Damit lässt sie Gegenstände schweben, die ihre Mitschüler erschlagen oder köpfen.
Im darauffolgenden Jahr, 1975, schrieb King "Brennen muss Salem". In dem verschlafenen Nest "Salem's Lot" wird ein Hund auf einen Zaun gespießt. Die Bewohner sterben an Blutarmut, weil ein Jahrhunderte alter Vampir ihnen den roten Lebenssaft aussaugt.
In "Shining" (1977) ergreift das böse Wesen eines Hauses Besitz von dem Schriftsteller Jack Torrance. Der findet ein feuriges Ende in den Flammen, als das Haus explodiert. Zuvor erschlägt Torrance einen alten Mann mit einer Axt.
Ein Virus tötet in dem 1200 Seiten dicken Wälzer "The Stand" (1978) über 99 Prozent der Menschheit. "Captain Trips" nennen die spärlichen Überlebenden die Pandemie.
Das "Feuerkind" (1980) heißt Charlene. Das junge Mädchen kann durch die Kraft ihrer Gedanken Gegenstände entzünden. Und so entfacht sie einen Brand in dem Gebäude einer ominösen Firma, die Experimente an ihr durchführen will. Viele Mitarbeiter der Firma finden in den Flammen ihre feurige Strafe.
Das Buch "Sprengstoff" (1981) veröffentlichte King zuerst unter seinem Pseudonym Richard Bachmann. In der Geschichte leitet Barton George Dawes eine kleine Wäscherei. Um gegen den Bau einer Brücke zu demonstrieren, jagt er sich und sein Haus vor laufenden Fernsehkameras in die Luft.
Titelfigur des Romans "Cujo" von 1981 ist ein handzahmer Bernhardiner, der sich mit Tollwut infiziert und anschließend die Bewohner von Castle Rock dezimiert. Donna Trenton rettet sich samt Sohn Tad in ein Auto, um den Bissatacken des Hundes zu entgehen. Das verlängert Tads Leben allerdings nur für wenige Stunden: Er verdurstet, während Cujo vor dem Auto seine Runden zieht.
Den zynischen Roman "Menschenjagd" veröffentlichte King 1982 wieder unter Pseudonym. Die Erzählung spielt in einer nahen Zukunft, in der TV-Sender die Leute mit morbiden Spielshows vor die Fernseher locken. Eine davon heißt "Tretmühle zum Glück", in der herzkranke Menschen mit Schocksituationen konfrontiert werden. Für jede Minute, die sie überleben, bekommen sie Geld - bis zum Ende hält nur niemand durch. Über ihren Gewinn freuen können sie sich also nicht mehr.
1983 erscheint "Christine". Anders als der Titel suggeriert, ist die Hauptfigur keine Frau, sondern ein Auto. Das entwickelt ein tödliches Eigenleben und zermalmt eine Reihe von Leuten unter seinen Vorder- und Rückrädern.
Tote, die auf dem "Friedhof der Kuscheltiere" (1983) begraben werden, erstehen wieder auf. Dort bestattet auch Louis Creed seinen Sohn Gage, der von einem Lastwagen überrollt wurde. Unversehens erwacht Gage wieder zum Leben - mit einer neuen Leidenschaft: dem Morden. So frönt er seinem neuen Hobby und zieht mit Skalpell und Giftspritze gegen seine Eltern und deren Nachbarn zu Felde.
Fünf Kurzgeschichten sind in dem Band "Im Morgengrauen" von 1985 gesammelt. Die erste kreist um Henry Brower, auf dem ein todbringender Fluch lastet: Jeder, der seine Hand schüttelt, muss sterben. Aus Verzweiflung reicht sich Brower schließlich selbst die Hand und beendet sein Leben.
In der Kurzgeschichte "Im Morgengrauen" liefert ein Milchmann - wie sollte es anders sein - frische Milch aus. Allerdings hat er zuvor Zyankali in die Flaschen gespritzt, die Leute in seinem Lieferbezirk werden vom Frühstückstisch direkt in die Leichenhalle abtransportiert.
"Nebel" heißt die Erzählung, deren Name Programm ist: Nebelschwaden ziehen auf, und daraus tauchen Monster mit einem Hang zum ziellosen Töten auf. Das praktizieren sie auch an einem Supermarkt-Kunden, den sie unterhalb der Taile halbieren.
Ein böses Wesen in Clowngestalt geht um und tötet kleine Kinder. "Es" nennen die Jugendlichen vom "Klub der Verlierer" das Monster. Und "Es" heißt auch der Roman von 1986. Aus Angst vor dem Monster schneidet sich Stan Uris die Pulsadern auf - Selbstmord belegt also auch einen Platz in Kings Todes-Kabinett.
Den Roman "Sie" (1987) verfilmte King höchstpersönlich. In dem Buch gerät der Schriftsteller Paul Sheldon in die Gewalt der Krankenschwester Arnie Wilkes, die gar keinen Gefallen an Sheldons neuestem Buch findet. Deswegen zwingt sie ihn, ein neues Buch zu schreiben, und damit er nicht flieht, hackt sie ihm einen Fuß ab. Sheldon befreit sich aus der Gewalt seiner Peinigerin, indem er der Psychopathin öfter mit einer Schreibmaschine auf den Kopf schlägt, als ihre Schädeldecke aushält.
In "Stark - The Dark Half" (1987) erwacht das Pseudonym des Schriftstellers Thaddeus Beaumont zum Leben und zieht anschließend eine Blutspur durch ein kleines Dorf. Am Ende wird aber alles gut, denn der fiktive Schreiberling fällt einer Schar Vögel zum Opfer: Sperlinge zerfetzen und verspeisen ihn.
Die Nachbarin des Rentners Ralph Roberts stirbt an Altersschwäche. Oder doch nicht? In dem Roman "Insomnia" (1984) zerschneiden kleine kahlköpfige Ärzte die Lebensfäden der Menschen - ganz nach dem Vorbild der griechische Göttin Atropos, die mit einem Scherenschnitt das Leben der Menschen beendete.
"Desperation" lautet der richtungsweisende Titel eines King-Romans von 1996. Denn die Figuren verzweifeln an dem Monster TAK, das in einer Bergmine haust und Reisenden ihre Lebenskraft entzieht. Dass die daran sterben, versteht sich von selbst.
Im ebenfalls 1996 erschienenen Roman "Regulator" erleben die Figuren aus "Desperation" eine Wiederauferstehung - nur mit veränderten Charaktereigenschaften. Das tut allerdings nicht viel zur Sache, weil die meisten Protagonisten die ersten 30 Seiten des Buches nicht überleben: Zwei Autos fahren vor, und die Insassen feuern mit Schrotflinten auf alles, was sich bewegt.
Der Sammelband "Trucks" von 1999 enthält zwei Kurzgeschichten: In der ersten erwachen Lastwagen zum Leben und plätten die Kunden einer Raststätte. Die lassen sich das nicht gefallen und gehen mit Molotow-Cocktails gegen die Blechlawinen vor.In der zweiten Geschichte hat ein Rasenmähermann leichte Arbeit, weil sein Rasenmäher wie von Geisterhand die Grünfläche eines alten Mannes mäht. Auf dahergelaufene Maulwürfe nimmt die Maschine dabei keine Rücksicht. So bleibt neben dem frisch gemähten Rasen am Ende auch ein Frühstückshappen für den Rasenmähermann.