Los Angeles "Singin' in the Rain" machte sie berühmt

Los Angeles · Einen Tag nach Carrie Fisher ist nun ihre Mutter, die Hollywood-Ikone Debbie Reynolds, gestorben.

Im Musikfilm "Na, na, Fräulein Mutti!" von 1956 gibt es eine Szene, in der Debbie Reynolds von einem Tanzpartner wild durch die Luft gewirbelt wird. Es läuft Swing-Musik, auf dem Tanzparkett geht es heiß her. Was der Kinozuschauer nicht sieht: Die im lachsfarbenen Kleid tanzende Reynolds ist schwanger - nur zwei Monate nach Ende der Dreharbeiten wurde Carrie geboren. Im Original heißt der Film "Bundle of Joy" - Freudenbündel. Er ist nur eines der Beispiele dafür, wie sehr die Filmkarriere von Reynolds auch das Leben ihrer Tochter bestimmte.

Dass die aus Musikfilm-Klassikern wie "Singin' in the Rain" bekannte Schauspielerin und ihre Schauspieler-Tochter Carrie Fisher nun fast gleichzeitig gestorben sind, zeigt, wie eng verbunden die beiden waren. Nachdem Tochter Fisher im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Herzattacke gestorben war, verging nur eine Nacht, ehe Mutter Reynolds im Alter von 84 Jahren folgte. Es ist ein doppelter Schicksalsschlag für Hollywood und für den hinterbliebenen Sohn beziehungsweise Bruder Todd Fisher, der nun das Ableben seiner zwei engsten Verwandten verarbeiten muss.

Mutter und Tochter waren einander keineswegs immer grün, was vor allem an der steilen Karriere der in Texas geborenen Reynolds lag. "Ich fand es zugegebenermaßen schwierig, meine Mutter mit ihren sie anbetenden Fans zu teilen, die sie behandelten, als sei sie Teil ihrer Familie", sagte Fisher einmal. Die Beziehung verlief über Jahre kompliziert und schmerzhaft. Im Alltag von Reynolds, die ihre Laufbahn trotz der Abwesenheit von Vater Eddie Fisher mit Vollgas vorantrieb, blieb für die Kinder wenig Platz. Das Familienleben drehte sich um die berühmte Mama, die Kinder feierten manche Geburtstage im Hof der Metro-Goldwyn-Mayer-Studios. In Dutzenden Filmen wirkte Reynolds mit, darunter in "Tammy", "Scheidung auf Amerikanisch" und dem Musikfilm "Goldgräber-Molly", der ihr 1964 eine Oscar-Nominierung einbrachte.

So überraschte es kaum, dass Carrie Fisher als Teenager in der Partyszene von Los Angeles abtauchte, Marihuana rauchte und auch mit härteren Drogen wie Kokain, Heroin und LSD hantierte. "Einige Male dachte ich, dass ich Carrie verlieren würde", gestand Reynolds der Talkmasterin Oprah Winfrey im gemeinsamen Interview mit ihrer Tochter 2011. Die Entzugsklinik überstand Carrie, doch dann wurde bei ihr eine bipolare Störung diagnostiziert. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität distanzierte sie sich weiter - fast zehn Jahre lang hatten die beiden kaum Kontakt. "Ich wollte nicht in ihrer Nähe sein. Ich wollte nicht Debbie Reynolds' Tochter sein", sagte Fisher später.

Reynolds machte in brüchiger Zweit-Ehe und mit finanziellen Sorgen ihre eigenen Strapazen durch. "Ihr Leben war verrückt zu dieser Zeit, und ich war mittendrin, ich war ihre Vertraute", erinnerte sich Fisher und sprach von "Chaos". "Ich war immer eine gute Mutter, aber ich war immer im Showbusiness", sagte Reynolds. Dass der Vater der beiden Kinder sich nur selten blicken ließ und Reynolds ihn dabei verteidigte, machte die Sache kaum besser. Auch Sohn Todd hielt sich später vom Vater fern, der 2010 starb.

Mutter und Tochter arrangierten sich eigenen Aussagen zufolge erst spät im Leben, als die Zeit die Wunden geheilt hatte. "Ich bewundere ihre Stärke und ihr Überleben", sagte Reynolds im Winfrey-Interview. "Ich will, dass meine Tochter glücklich ist." Todd Fisher versucht sich mit dem Gedanken zu trösten, dass die beiden nun im Tod vereint sind.

(DPA)
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