Synodaler Weg „Wenn ich groß bin, werde ich Päpstin“

FRANKFURT · Sexualität und Frauenfrage – die katholische Kirche stellt sich auf ihrem Synodalen Weg schwierigen Themen. Entsprechend heftig wurde um Positionen und Bewertungen gerungen.

 Mahnwache der Frauen in Frankfurt.

Mahnwache der Frauen in Frankfurt.

Foto: RP/Lothar Schröder

Dass die Kluft zwischen katholischer Sexuallehre und gelebter Wirklichkeit beträchtlich ist, gehört nicht zu den überraschenden Erkenntnissen des Synodalen Wegs. Die Herausforderung der Reforminitiative ist vielmehr: Wie bleibt man als Kirche im 21. Jahrhundert glaubwürdig? Auch darüber wurde im ehemaligen Dominkanerkloster zu Frankfurt diskutiert, an einem von fünf Orten, auf die sich Corona-bedingt die Generalversammlung des Synodalen Wegs verteilt hatte. Neben Frankfurt suchten Bischöfe und Laien zeitgleich auch in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen und München nach neuen Antworten auf alte, gleichwohl aktuelle Fragen.

Dabei ist das Dokument zu Liebe und Sexualität eher ein Angebot, darüber nachzudenken, was gelebt wird, vielleicht auch machbar ist. Vornehmer ausgedrückt: Das Papier präsentiert verschiedene Dimensionen von Sexualität. Dabei kann es um eine menschliche Sexualität gehen, die nicht ausschließlich mit der Zeugung neuen Lebens legitimiert wird und nicht auf Ehe beschränkt ist, und die unabhängig der sexuellen Orientierung gelten soll. Die Vorlage offenbart aber auch erhebliche Meinungsunterschiede innerhalb der Arbeitsgruppe: Zu jedem Votum findet sich auch ein Gegenvotum.

Das realistische Ziel dürfte keine neue Sexuallehre sein, vielleicht aber ein zeitgemäßer, vor allem nicht diskriminierender Blick auf die Beziehung von Menschen. „Wir vermeiden Vorverurteilungen von Lebenswirklichkeiten, die nicht der aktuellen Lehre der Kirche oder dem Evangelium entsprechen“, heißt es. Insgesamt aber war die Konferenz mit diesem Versuch über „gelingende Beziehungen“ nicht glücklich: theologisch nicht haltbar, außerdem zu unkonkret. Und gelegentlich werde allzu dick aufgetragen. Dass man beim Sex „sogar eine transzendente Erfahrung der göttlichen Liebe“ haben könne, fand keine Zustimmung.

Zweiter Knackpunkt: Was tun mit den Frauen in der katholischen Kirche? Wenn schon die glaubensfesten Westfälinnen „scharenweise zu Maria 2.0 überlaufen“, so Nicole Podlinski, Bundesvorsitzende der katholischen Landvolkbewegung, sei es allerhöchste Zeit zum Handeln. So vielfältig eine stärkere Beteiligung von Frauen diskussionswürdig und reformbedürftig ist, so kreisen die Fragen doch immer wieder ums Weiheamt. Natürlich wird dabei an eine gemeinsame Position kaum zu denken sein. Zumal auch über den Wert von Traditionen als ein Konstrukt von Männern bewertet wurde. Aber es blieb ein fairer Dialog. Typisch der Kommentar von Stefan Vesper vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken an Kardinal Rainer Maria Woelki: „Ich bin nicht ihrer Meinung, aber ich beginne, sie besser zu verstehen.“

Maria hilf! Zumindest wurde sie als Gewährsfrau für die Gleichberechtigung in der katholischen Kirche berufen – in der Person der Maria von Magdala, die „Apostolin der Apostel“ genannt wird, weil sie erste Zeugin des leeren Grabs gewesen ist und – je nach Bibelstelle – auch erste Zeugin des Auferstandenen sein soll. Derweil im Tagungssaal über die biblische Maria diskutiert wurde, verschaffte sich eine andere Maria vor den Toren des Klosters Gehör. Dort hatten sich Frauen der Reformbewegung Maria 2.0 zur Mahnwache postiert – mit diesen frohen Botschaften: „Auch ich kann Päpstin“ und „Wenn ich groß bin, werde ich Päpstin“.

Bis dahin wird der synodale Weg im Oktober erst einmal fortgesetzt. Die geplanten Themen dann: das Leben der Priester und die Macht in der Kirche.

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