Düsseldorf Seine Passion war die große Klassik

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Konzertveranstalter René Heinersdorff ist gestorben.

Die Konzerte, die er veranstaltete, lösten in regelmäßigen Abständen wahre Sternfahrten aus. Seine Kunden kamen natürlich aus der Landeshauptstadt, aber eben auch aus dem Umland, zum Teil von weit her. Sie alle fuhren in die Düsseldorfer Tonhalle, um Konzerten zu lauschen, die er veranstaltete. Sein Angebot reichte von der großen Klassik bis zum großen Jazz, unter einem gewissen Niveau tat er es nie. Sein Tod reißt eine Lücke in unser Musikleben. Der bedeutende Düsseldorfer Konzertveranstalter René Heinersdorff ist gestern Nacht im Alter von 77 Jahren gestorben.

Es gab kaum einen Künstler vor allem aus der Klassik, mit dem Heinersdorff nicht zu tun gehabt hat. Nicht selten kam es dabei zu lebenslangen, herzlichen Freundschaften. Wenn er in seinem Büro bei einem Kaltgetränk von den wahren Stars wie Ella Fitzgerald erzählte, merkte man, dass der Kaufmann im Herzen ein Schwärmer war. Was er tat, das tat er aus Berufung, aus Passion. Die Orchester aus Wien, Berlin, Amsterdam, Paris, London, den USA: Sie alle holte Heinersdorff, als die Zeiten für die Finanzierung von Tourneen noch günstig waren, nach Düsseldorf, und seine Kunden wurden auch seine Freunde: Man ging und geht eben zu Heinersdorff ins Konzert. Wer bei ihm Abonnent war, der war mehr als nur ein Kunde, er wurde wie ein Mitwisser, ein Verbündeter in einer Gemeinschaft zum Segen der Musik und zum Heil der eigenen Seele begriffen.

Gelernt hat er all dies von der Pike auf. Sein Vater René hatte ihn in die hohe Kunst des Konzertmanagements eingeführt. Zudem hatte Heinersdorff die Kunst des feinen Hörens selbst früh gelernt, und als Inhaber des gleichnamigen Klaviergeschäfts machte er sich ebenfalls einen Namen; bei Steinway war er in die Klavierbauerlehre gegangen. Verstimmungen aller Art waren ihm verhasst. Dass er sich gelegentlich über Musikkritiken aufregte, nahm der Herzlichkeit im Umgang nichts von ihrer Tragfähigkeit: Nach dem Grollen telefonierte man, und alles war wieder gut.

In höherem Alter musste René Heinersdorff erfahren, dass die Konkurrenz nicht schlief - und die Philharmonien in Köln und Essen übten bald einen Zangengriff auf die Planungen der Tonhalle aus, dessen auch er sich erwehren musste. Die Zeiten wurden schwerer. Aber die Abonnenten sollten nicht leiden, und so gelang es Heinersdorff, das Niveau stabil zu halten. Und als er ahnte, dass selbst er seinen Traumberuf nicht bis in die Unendlichkeit würde ausüben können, sorgte er dafür, dass der angesehene Hamburger Konzertveranstalter Funke die Düsseldorfer Heinersdorff-Reihen und -Abonnenten weiter betreuen würde. "Die Abonnenten meines Vaters sollen wissen, dass alles weiterläuft wie bisher. Das war ihm bis zuletzt sehr wichtig" sagte gestern Heinersdorffs Sohn René.

Das Musikleben im Rheinland verliert mehr als seinen Paten. René Heinersdorff zeigte uns über Jahrzehnte, wie man Konzerte veranstaltet: mit Taschenrechner und Herz.

(RP)
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