Schreiber von "Die Entdeckung des Himmels" Schriftsteller Harry Mulisch ist tot
Düsseldorf (RPO). Einer der großen niederländischen Nachkriegs-Literaten, Harry Mulisch, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Wie sein Verlag De Bezige Bij am Sonntag mitteilte, starb er in Amsterdam an den Folgen von Krebs. Mulisch wurde mit zahlreichen internationalen Preisen geehrt. Sein Buch "Die Entdeckung des Himmels" wurde zum besten niederländischen Buch aller Zeiten gewählt.
Außerdem war Mulisch immer wieder als Anwärter auf den Friedensnobelpreis im Gespräch. Auch in Deutschland hatte er viele Leser. Zusammen mit den vor mehreren Jahren gestorbenen Autoren Gerard Reve und Willem Frederik Hermans wurde Mulisch stets zu den „Großen Drei“ der niederländischen Literatur gezählt.
Sein erstes Werk erschien schon, als Mulisch erst 24 Jahre alt war, den großen Durchbruch schaffte er 1983 mit „Das Attentat“. Darin geht es um den Widerstand gegen die deutsche Besatzung in den Niederlanden. Mulischs 1992 veröffentlichte philosophisch-mystische Gesellschaftschronik „Die Entdeckung des Himmels“ wurde einem Medienbericht zufolge vor drei Jahren bei einer repräsentativen Leserumfrage zum besten niederländischen Roman aller Zeiten gekürt.
Leser in aller Welt
Sein umfangreiches Werk fand Leser in aller Welt. Einige seiner Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Stark geprägt wurde sein Schaffen durch die Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. "Ich bin der Zweite Weltkrieg", hat er mehrfach gesagt. Hoch gelobt wurde er 1961 auch als politischer Berichterstatter vom Eichmann-Prozess in Jerusalem gegen Adolf Eichmann, einen der Hauptorganisatoren der Deportation und Ermordung der Juden während der Nazi-Diktatur.
Als Schriftsteller verarbeitete Mulisch dabei auch seine durch die Familienverhältnisse verursachte innere Zerrissenheit: Der Vater, bei dem Mulisch aufwuchs, war ein aus dem Sudetenland eingewanderter Offizier und Bankier, der in Holland mit den Nazis beim Raub jüdischen Eigentums kollaborierte. Mulischs Mutter war eine belgische Jüdin. Die Eltern hatten sich 1936 scheiden lassen.
2002 erhielt Mulisch für seinen literarischen Beitrag zur Versöhnung zwischen Niederländern und Deutschen das Bundesverdienstkreuz. Immer wieder wurde er auch für den Literatur-Nobelpreis gehandelt.
