Regisseur plant neue Kunstaktion Schlingensief sucht "Säulenheilige"
Berlin · Offiziell sucht Christoph Schlingensief "Säulenheilige", eigentlich sind es aber Pfahlsitzer. Der Regisseur braucht sieben "bekennende Arbeits-, Obdach- oder Konfessionslose" für eine Kunstaktion auf der Biennale in Vendig.
Diese sieben "bekennenden Arbeits-, Obdach- und Konfessionslosen" aus sieben Ländern sollen vom 10. Juni an für die Dauer einer Woche auf einem zwei Meter hohen Pfahl im Stadtzentrum Venedigs ausharren, "nach dem Vorbild der Styliten", der frühchristlichen Säulenheiligen.
"Sie verweilen in freiwilliger Askese, um ihre fremdbestimmten Ängste zu demonstrieren - und letztlich zu demontieren, lautlos und bescheiden", wie Schlingensief ("Terror 2000") dazu der dpa sagte. Zuschauer und Passanten könnten vor Ort oder im Internet auf denjenigen setzen, der am längsten auf seinem Pfahl ausharrt. Dem Sieger winke die Aufnahme in die "Church of Fear" (Kirche der Angst), zu der sich Schlingensief bekennt als "kirchenähnliche Gemeinschaft von Menschen, denen das Glauben misslungen sei".
Schlingensief, der kürzlich mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden für sein Hörspiel "Rosebud" ausgezeichnet worden ist, übernimmt im laufenden Sommersemester 2003 eine Gastprofessur für Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. An der von Prof. Peter Sloterdijk geleiteten Hochschule wird er mit Studenten die Internetpräsentation für die "Church of Fear" (www.church-of- fear.net) erarbeiten.
