Exzellenzuni So exzellent ist Aachen
Aachen · Die RWTH Aachen darf weiter den begehrten Titel „Exzellenzuniversität“ führen. Das Zukunftskonzept der Uni ist ambitioniert.
Was geschah bisher? Die RWTH Aachen ist schon seit der ersten Exzellenz-Runde im Jahr 2007 Exzellenzuniversität. Seitdem hat die RWTH ihr wissenschaftliches Profil geschärft und dazu die Stärke ihrer Kernkompetenzen in den Ingenieur- und Naturwissenschaften genutzt. In der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften wurde beispielsweise der erfolgreiche (Dean’s) Seed Fund eingeführt und dadurch neue fakultätsspezifische Forschungsthemen umgesetzt, herausragenden Professoren Freiräume durch Einsatz von umfangreichen Forschungsmitteln ermöglicht sowie Studierende durch Undergraduate Funds frühzeitig in die Forschung miteinbezogen.
Mit Hilfe der Diversity Funds etwa konnten zahlreiche Promotionsstellen für Absolventen mit vielfältigen Hintergründen vergeben werden. Und die Re-entry Positions gewährleisteten einen schnellen Wiedereinstieg für Nachwuchswissenschaftler nach der Elternzeit.
Womit konnte die RWTH jetzt überzeugen?
Der Exzellenz-Antrag lautete konkret „The Integrated Interdisciplinary University of Science and Technology. Knowledge. Impact. Networks“. Wichtig dabei ist das Stichwort „interdisziplinär“: Die RWTH möchte erreichen, dass sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen künftig stark vernetzen und gemeinsam über Fächergrenzen hinaus forschen. Auf diese Weise soll die Annäherung von Lebenswissenschaften und Datenwissenschaften in der Aachener Forschungslandschaft beschleunigt werden.
Wie sieht die Förderung aus?
Jährlich werden 148 Millionen Euro für die Exzellenzuniversitäten bereitgestellt, macht also insgesamt etwa eine Milliarde Euro. „Dieses Ergebnis steigert die Strahlkraft der RWTH in der nationalen wie internationalen Wahrnehmung noch einmal deutlich“, sagt der Rektor der RWTH, Professor Ulrich Rüdiger.
Wie soll die Exzellenz sichtbar werden?
Exzellente Wissenschaftler sollen angeworben, gebunden und gefördert werden. Außerdem möchte die RWTH starke Allianzen mit Partnern wie dem Forschungszentrum Jülich schmieden. So soll ein einzigartiges nationales und internationales Bildungs-, Forschungs- und Transferumfeld mit dynamischen Forschungsnetzwerken geschaffen werden, das disziplinäre und organisatorische Grenzen überschreitet. Das Bestreben der RWTH Aachen ist es, mit nachhaltigen Lösungen die heutigen und zukünftigen Herausforderungen aktiv anzugehen.
Was sind konkret geplante Exzellenz-Maßnahmen?

Acht Punkte, die die RWTH Aachen so exzellent machen
Im Fokus steht die Stärkung sowohl der Lebenswissenschaften als auch der Simulations- und Datenwissenschaften. Im Zuge dessen plant die RWTH die Einrichtung mehrerer Professuren, die die Forschung und internationale Sichtbarkeit der RWTH in diesen Feldern weiter voranbringen. Interdisziplinäres Forschen ist dabei ein Schwerpunkt: Diverse Geldtöpfe sollen sogenannte Center fördern, in denen interdisziplinäre Teams in hochmoderner Infrastruktur arbeiten können. Um auch mit internationalen Wissenschaftlern künftig besser zusammenarbeiten – und veröffentlichen – zu können, gibt es Schreibwerkstätten zu Themen wie Online-Zusammenarbeit oder Team-Writing.
Internationale Doktoranden sowie Postdocs werden über Reisestipendien die Möglichkeit haben, an kurzfristigen Forschungsprojekten an der RWTH mitzuarbeiten.
Welche Forschungsprojekte werden am stärksten gefördert?
Das sind klar die sogenannten Exzellenzcluster – also Forschungsprojekte, die an Unis im Rahmen der Exzellenzstrategie besonders gefördert werden, ganz unabhängig davon, ob die Hochschule Exzellenzuniversität ist oder nicht. Exzellenzcluster ermöglichen wissenschaftliche Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des strategischen Plans der Universität und dienen dazu, ihr Profil wesentlich zu schärfen. Drei Cluster gibt es an der RWTH Aachen, deutschlandweit sind es 57. Sie werden jeweils mit rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr gefördert.
Die Cluster der RWTH decken Forschungsgebiete ab, die sich mit zukünftigen Herausforderungen der Gesellschaft befassen: „The Fuel Science Center“, wo es um Adaptive Systeme zur Umwandlung von erneuerbarer Energie und Kohlenstoffquellen geht, „Internet of Production“, die Zukunft der Digitalisierung in der Produktion, und „ML4Q“, Materie und Licht für Quanteninformation.
Was haben die Studenten von der Exzellenz-Förderung?
Ziel der RWTH Aachen ist es, den Nachwuchs stärker interdisziplinär auszubilden. Im „Honors College“ werden besonders begabte Studierende identifiziert und individuell gefördert. Masterstudierende können somit ihr Curriculum mit Unterstützung eines persönlichen Mentors weitestgehend selbst bestimmen und im Hinblick auf ein späteres Promotionsstudium anpassen.
Ebenfalls zur Förderung der Selbstbestimmung unter Studierenden plant die RWTH im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie für die Lehre eine Reihe digitaler Formate für das Online-Lernen, damit sowohl Kurse als auch Materialien und Forschungsergebnisse jederzeit online zugänglich sind.
Haben auch die Aachener Bürger etwas von der Exzellenzuni?
In sogenannten Living Labs soll künftig innovative Forschung unter Beteiligung der Bürger sowie anderer Interessensgruppen stattfinden. Die RWTH erhofft sich davon eine intensive Kooperation zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die nicht nur für mehr Transparenz und Akzeptanz sorgt, sondern zugleich sinnvolle Lösungen für komplexe Probleme bietet. Um auch einen Wissenstransfer von der RWTH aus in die Öffentlichkeit zu gewährleisten, wird es den „Knowledge Hub“ geben, in dem aktuelle Forschungsprojekte der Öffentlichkeit vorgestellt und universitäres Wissen auf diese Weise zugänglich gemacht wird.