Streit um Festival Ärger um Ruhrtriennale-Chefin

Düsseldorf · Die Politik geht auf Distanz zu Intendantin Stefanie Carp. Die FDP fordert personelle Konsequenzen.

 Ruhrtriennale-Chefin Stefanie Carp.

Ruhrtriennale-Chefin Stefanie Carp.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Vier Wochen vor Eröffnung der Ruhrtriennale steht Festival-Chefin Stefanie Carp mehr denn je unter Druck. Nach einem Auftritt im Ausschuss für Kultur und Medien Ende vergangener Woche fordert die FDP-Landtagsfraktion ihre Entlassung. Carp stand im Ausschuss Rede und Antwort zu ihrem Umgang mit der umstrittenen Band Young Fathers, die die als antisemitisch kritisierte BDS-Bewegung unterstützt. BDS setzt sich für den vollständigen Boykott Israels ein. Carp hatte die Band zunächst aufgefordert, sich von BDS zu distanzieren, und deren Auftritt schließlich abgesagt. Später aber hatte sie die Band erneut eingeladen. Die Young Fathers schlugen das Angebot allerdings aus.

Carp habe versäumt, eine Erklärung zu den Vorgängen abzugeben, und BDS gar verteidigt, kritisierte die FDP-Landtagsfraktion. Zudem habe sie angekündigt, für 2019 eine israelische Künstlerin zur Ruhrtriennale einzuladen, die Israel für einen faschistischen Staat halte, berichten Ausschussmitglieder. „Die Grenze der Kunstfreiheit ist dort überschritten, wo das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird“, sagte Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Nach dem Auftritt von Frau Carp im Kulturausschuss sind wir davon überzeugt, dass eine konstruktive Arbeit für das Land Nordrhein-Westfalen nicht mehr möglich ist.“ Nun sei eine personelle Neuaufstellung nötig.

Brisant ist die Forderung deshalb, weil das Land Gesellschafter der Kultur Ruhr GmbH ist, die die Ruhrtriennale ausrichtet. So ging auch Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) einmal mehr auf Distanz. Carp habe die Gelegenheit zu einer Klarstellung nicht genutzt und sich nicht von der BDS-Bewegung distanziert. „Das belastet die Ruhrtriennale erneut“, sagte Pfeiffer-Poensgen. „Ich halte ihre Positionierung im Kulturausschuss für nicht vereinbar mit den Grundwerten, für die das Land Nordrhein-Westfalen steht. Ich habe mit Frau Carp dazu ein Gespräch vereinbart, das zeitnah stattfindet“ – so die Ministerin auf Fragen unserer Redaktion, wie sie den Auftritt Carps bewerte und ob die Intendantin weiter im Amt bleiben könne. Carp äußerte sich auf Anfrage nicht.

Schockiert sei er über den Auftritt Carps, sagte Bernd Petelkau, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, dem Koalitionspartner der FDP. Mit ihren Äußerungen und Handlungen habe die Intendantin ihre Befähigung in Frage gestellt, das Festival „in dessen freiheitlichen Werten nach außen hin zu vertreten“. Carps Auftritt sei „nicht gelungen“, sagte Andreas Bialas (SPD). Er lobte zugleich das Ruhrtriennale-Programm – „ohne die Young Fathers“ –, will aber beobachten, wie sich das Festival weiter aufstellt. Wenn das Existenzrecht Israels in Frage gestellt werde, sei eine rote Linie überschritten, so Bialas. Pfeiffer-Poensgen werde die richtige Entscheidung treffen, um Schaden von der Ruhrtriennale abzuwenden, sagte Gabriele Walger-Demolsky (AfD).

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