Stars beim Theaterfestival in Recklinghausen Ruhrfestspiele zeigen Haltung

Service · Nach zwei Corona-Jahren ist das Theaterfestival von Mai bis Juni wieder live zu erleben — mit politischem Statement, großen Namen und Musikacts wie Element of Crime.

Bei der Deutschlandpremiere von „Tao of Glass“ erklingen ab 3. Juni zehn neue Kompositionen des Meisters der Minimal Music, Philip Glass.

Bei der Deutschlandpremiere von „Tao of Glass“ erklingen ab 3. Juni zehn neue Kompositionen des Meisters der Minimal Music, Philip Glass.

Foto: Tristram Kenton

Wer sich über die Ruhrfestspiele informiert, will meist gleich wissen: Wer kommt? Denn das traditionsreiche Theaterfestival zieht seinen Glanz immer auch aus den Berühmtheiten, die während der Spielzeit über den grünen Hügel wandeln. Zwischen dem 1. Mai und 12. Juni sind das unter anderem Corinna Harfouch, Joachim Meyerhoff, Angela Winkler, Constanze Becker, Harald Schmidt, Edgar Selge, Caroline Peters und Charly Hübner.

Intendant Olaf Kröck hat in seinen ersten drei Jahren allerdings schon erreicht, dass potenzielle Besucher nicht mehr nur auf die Namen schielen: Er sorgt für ein Programm mit (politischem) Anspruch, in dem neben den großen Theaterproduktionen fast gleichwertig andere Sparten wie Tanz, Literatur, Musik oder Neuer Zirkus stehen.

Den Intendanten treiben immer drängende Fragen der Zeit um. Und so gibt er bei der Programmvorstellung ein politisches Statement ab: „Es macht mich tief betroffen, dass Krieg in Europa herrscht. Einem souveränen Land wird sein Existenzrecht aberkannt und ein Invasionskrieg aufgezwungen. Freiheit, Menschenrechte und das Bestreben nach einem Leben in Frieden sind nicht verhandelbar. Unsere Solidarität gilt allen Menschen der Ukraine.“

Das diesjährige Programm hat er mit „Haltung und Hoffnung“ überschrieben. Leitfragen sind: Wie können wir in Frieden miteinander leben? Wie tolerant sind wir gegenüber anderen Meinungen? Wie leicht akzeptieren wir Fakten, die unsere eigenen Vorstellungen erschüttern?


Eröffnung Das Programm des Festivals startet am 3. Mai mit einer Eröffnungsrede: Schriftstellerin, Herausgeberin und politische Aktivistin Sharon Dodua Otoo wird sie halten. Sie war vergangenes Jahr schon im Gespräch mit Literaturkritiker Denis Scheck zu erleben; sie wurde 1972 in London geboren, lebt in Berlin, ist Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin und setzt mit ihrem Schreiben neue Maßstäbe. Formal und inhaltlich bricht sie Sprech- und Denkweisen auf und befragt damit vermeintlich Gesetztes.


Theater Das Festival startet durch mit einer Deutschlandpremiere von William Kentridge (ab 3. Mai): „Sibyl“ erzählt keine lineare Geschichte. Kentridge, dessen bildnerische Kunst vor allem von Kohlezeichnungen auf Zeitungspapier oder altem Aktenmaterial dominiert wird, lässt sein Werk zwischen Theater, Musik und (Trick-)Film vor den Zuschauern entstehen. Inspiriert ist das Stück von der Geschichte der Prophetin Sibylle von Cumae, die der Sage nach das Schicksal von Menschen auf Eichenblätter schrieb.

Einer anderen Heldin ist ein Stück des Schauspiels Hannover gewidmet: Lily Sykes hat dort „Annette – ein Heldinnenepos“ nach der Deutschen Buchpreisgewinnerin Anne Weber inszeniert (ab 12. Mai). Corinna Harfouch spielt in dem Stück um die Freiheitskämpferin, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts eindringlich widerspiegelt, die Titelrolle.

Ein Schauspielfest werden auch Christian Krachts „Eurotrash“ in der Inszenierung von Jon Bosse mit Angela Winkler und Joachim Meyerhoff sein (ab 20. Mai) sowie Bertolt Brechts weltberühmte „Dreigroschenoper“ aus dem Berliner Ensemble mit Constanze Becker unter anderem (ab 8. Juni) im Ruhrfestspielhaus.


Musik Die Brücke zur Musik schlägt die Deutschlandpremiere von „Tao of Glass“, in der zehn neue Kompositionen des Meisters der Minimal Music, Philip Glass, erklingen (ab 3. Juni). Außerdem hat Olaf Kröck zwei Hochkaräter für Konzerte engagiert: Am 7. Mai spielt im Ruhrfestspielhaus die Band Element of Crime um Sänger und Autor Sven Regner. Am 25. Mai tritt ebendort die franco-komorische Sängerin Imany auf, die mit Hits wie „You Will Never Know“ bekannt wurde und mit „Don’t Be So Shy“ auch in Deutschland auf Platz eins stand.


Literatur Allein in der Reihe „… im Gespräch mit Denis Scheck“ laufen die Promis Sturm: Edgar Selge (8. Mai), Harald Schmidt (16. Mai), Paul Maar (24. Mai) und die aktuelle Deutsche Buchpreisträgerin Antje Rávik Strubel (10. Juni) werden bei ihm zu Gast sein. Außerdem liest Caroline Peters Annie Ernaux (8. Mai) und Charly Hübner Joseph Ponthus (29. Mai).


Neuer Zirkus Eine Weltpremiere haben die Ruhrfestspiele diesmal auch in ihrem Bereich Neuer Zirkus im Programm: Das ist „Julieta“ von und mit Gabriela Muñoz, einer Clownin aus Mexiko; es ist eine Geschichte über das Älterwerden und eine feine Hommage an Muñoz’ eigene Großmutter.


Und außerdem Ein hochkarätiges Kabarettprogramm mit Maren Kroymann, Hagen Rether, Florian Schroeder oder Sarah Bosetti wartet auf die Besucher. Außerdem gibt es endlich die bereits 2020 geplante Kooperation mit dem internationalen Figurentheaterfestival Fidena. Zu sehen ist dabei unter anderem „The Hills are Alive“ aus dem Schauspielhaus Graz von und mit den preisgekrönten Figurenspielern Nikolaus Habjan und Neville Tranter (17. und 18. Mai, Theater Marl).

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