Berliner Museum würdigt Willy Römer Revolution und Elefanten: Pressefotografie-Schau

Berlin (rpo). Manche seiner Fotos sind weltbekannt, an andere erinnern sich nur noch die Spezialisten: Willy Römer war einer der produktivsten Presse-Fotografen in der Weimarer Republik. Das Deutsche Historische Museum in Berlin widmet ihm jetzt eine eigene Ausstellung.

Willy Roemer
6 Bilder

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Foto: ABZ

Pünktlich zum 25. Todestag des 1979 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Berliners würdigt das Museum ab Mittwoch das Lebenswerk des Fotografen mit der ersten umfassenden Schau. "Der Fotograf als Autor seiner Bilder war über Jahrzehnte ungenannt", sagte der Fotohistoriker und Kurator Diethart Krebs am Dienstag in Berlin, "doch blieb glücklicherweise sein fotografischer Nachlass erhalten."

Aus einem Bestand von 60 000 Papierbildern und 50 000 Glasnegativen haben Krebs und sein Team die in der Ausstellung gezeigten Fotografien ausgewählt. Darunter sind Originalabzüge und neue Vergrößerungen von alten Glasnegativen. Die Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentieren eine Zeitspanne, die vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und Machtergreifung der Nationalsozialisten bis ins Nachkriegs-Berlin reichen. Im Schwerpunkt widmet sich die Exposition Römers Hauptwerk, das zwischen 1919 und 1929 entstand.

Vor dem Auge des Betrachters entblättern sich Szenen und Motive, die im heutigen Berlin kaum mehr vorstellbar sind. Neben der politischen Reportagefotografie, die unter anderem die Wirren der Novemberrevolution in Berlin festhält, sind es Aufnahmen von Hinterhöfen, Märkten, Straßenartisten und -händlern, Saisonarbeitern und Zigeunern, Fuhrwerke ziehende Pferden und Elefanten, die den Besucher beeindrucken. Zur Zeit dramatischer politischer Umwälzungen und katastrophaler Irrungen spielte sich das tägliche Leben vorwiegend draußen auf den Straßen der Metropole ab, wie es heute noch in Großstädten der Dritten Welt erlebbar ist.

Treffend verweist der Untertitel der Ausstellung "Auf den Straßen von Berlin" auf die Vielseitigkeit dieses Fotografen. Römer hetzte nicht nur als rasender Reporter von einem Pressetermin zum nächsten und dokumentierte das politische Zeitgeschehen, sondern fand auch noch Muße, um in engen Gassen zu flanieren und das Leben der so genannten kleinen Leute mit seiner Handplattenkamera festzuhalten.

Die vergangene Zeit wird lebendig auf diesen Bildern. Die Bedrohung etwa, die von dem Anblick bewaffneter Arbeiter ausgeht, die Plackerei, die sich in die Gesichtszüge von auf einen Zug wartenden Holzsammlern gemeißelt hat, oder die krasse Armut, die Menschen zum Platinsuchen auf das brackige Gelände einer ehemaligen Glühlampenfabrik treibt.

Römers Fotografien zeugen von großem Einfühlungsvermögen und kompositorischem Talent. Er hat Bilder von hohem politischen und sozialen Dokumentationswert geschaffen. Dabei hat sein Auge nicht nur das Spektakuläre wahrgenommen, sondern auch die scheinbaren Nebensächlichkeiten des Alltags. Einen angemesseneren Ort zur Präsentation eines Teils seines Nachlasses als das Deutsche Historische Museum hätte sich der Fotograf nicht wünschen können.

Das Deutsche Historische Museum zeigt die Ausstellung "Der Fotograf Willy Römer, 1887-1979 - Auf den Straßen von Berlin" bis 27. Februar 2005.

(afp)
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