Glasgow Reihenhäuser für Arbeiter: Turner-Preis an Architekten

Glasgow · Der britische Turner-Preis für zeitgenössische Kunst geht an das britische Kollektiv "Assemble". Die Gruppe aus 18 jungen Architekten, Designern und Künstlern bekam die Auszeichnung unter anderem für ihr Renovierungsprojekt "Granby Four Streets" in einem Problemviertel Liverpools - die Gruppe arbeitet dabei eng mit Bewohnern zusammen. Damit gewinnen erstmals "im engsten Sinne des Wortes Nicht-Künstler", kommentierte "The Guardian" kritisch.

Der Preis, einer der wichtigsten Kunstpreise Europas, bringt der Gruppe 25.000 Pfund (35.600 Euro). Die Kollektiv-Mitglieder zwischen 25 und 30 Jahren seien zudem die jüngsten Preisträger, schreibt die Zeitung "Independent".

"Die Nominierung war eine Überraschung für alle von uns", sagte ein Mitglied bei der Verleihung in Glasgow. Die Jury betonte, dass die Gruppe bei der Renovierung der Reihenhäuser in einer ehemaligen Arbeitersiedlung mit den Bewohnern zusammenarbeite. Es handele sich um einen "Ansatz von Erneuerung, Stadtplanung und Entwicklung im Gegensatz zur Gentrifizierung durch Unternehmen". Weiter heißt es: "Sie bauen auf eine lange Tradition von künstlerischen und kollektiven Initiativen, die mit Kunst, Design und Architektur experimentieren."

Kritiker dagegen stellten die Frage, ob es sich bei der Arbeit von "Assemble" noch um Kunst handele. "Einige hinterfragen, ob sie für den Preis überhaupt hätten zugelassen werden sollen", merkte die BBC an. "Nicht jeder wird mit der Verleihung einverstanden sein", meinte auch die US-Sängerin und bildende Künstlerin Kim Gordon, die den Gewinner bekanntgab. Die "Assemble"-Mitglieder vermeiden eine Kategorisierung in Künstler und Nicht-Künstler.

(DPA)
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