Wuppertal Pina Bauschs Welt – ausgestellt im Wuppertaler Skulpturenpark

Wuppertal · Die Villa Waldfrieden ist zum Puppenhaus geworden.

In jedem Guckloch bewegen sie sich, machen kleine und große Gesten mit Armen und Beinen, im Wasser, im Schnee oder vor einem riesigen Berg roter Rosenblätter: Die Tänzer, in Szene gesetzt von Pina Bausch, haben auf virtuelle Weise ein neues Zuhause gefunden. Sie sind in den Scheiben des Gebäudes zu sehen und ziehen den Betrachter minutenlang in Bann. Still schaut er auf die wechselnden, flimmernden Bilder.

Die sind aus groben LED-Lichtpunkten auf Bildschirm-Elementen zusammengesetzt, die hinter den Fenstern stehen. Doch diese wenig poetischen Details fallen nicht ins Auge — man lässt sich stattdessen auf die rauschhaft vorbeiziehenden Eindrücke aus vielen Stücken ein, schwelgt in Erinnerungen oder entdeckt das Tanztheater der wunderbar wandelbaren, 2009 gestorbenen Choreografin erst recht für sich. Dazu erklingt aus unsichtbaren Lautsprechern eine Collage aus Tangotönen.

Der Bühnen- und Kostümbildner Peter Pabst hat die Villa des Künstlers und früheren Düsseldorfer Akademie-Rektors Tony Cragg zum Objekt gemacht, er wählte Gruppen- und Einzelszenen aus Inszenierungen der Zeit von 1980 bis 2009 je nach Fenstergröße aus und kreierte daraus eine bunte, freche Reminiszenz. Schauplätze sind immer wieder die 25 Spiel-Räume, die Pabst für Pina Bausch entworfen hat. Insgesamt drei Installationen zeigt er zum 40-jährigen Bestehen des Tanztheaters im Wuppertaler Skulpturenpark. Und jede eröffnet einen anderen Blick auf die Welt von Pina Bausch.

So laut und wuselig das Puppenhaus sich präsentiert, so still ist es ein paar Schritte weiter in der gläsernen Ausstellungshalle. Dort schweben raumgroße (das heißt: fünf mal acht Meter messende ) weiße Stoffbahnen von der Decke. Sie wirken, als bestünden sie aus Pergament, und werden von jedem Lufthauch in Bewegung gesetzt. Darauf geschrieben stehen Fragen wie "Wo wächst der Pfeffer?" und "Vor wem habt ihr am meisten Angst?", zuweilen auch nur Wortfetzen, etwa "Wunschtraum illustrieren". Die Choreografin hat diese Worte ihren Tänzern als Anregungen auf den Weg gegeben, es waren Impulse, zu denen sie sich äußern sollten. "Daraus entstand das Material, das Pina ausgewertet hat, um ihre Tanzszenen zu komponieren", erzählt Pabst. Er wünscht sich, dass die Besucher zwischen den Worten auf den Stoffbahnen wandern, sich beim Lesen darin verlieren und nachdenken, was diese für sie bedeuten. Einfach nur schön soll dagegen der Berg aus leuchtend roten Rosenblütenblättern sein, der in der neuen Halle des Parks aufgehäuft wurde. Im Stück "Der Fensterputzer" warfen die Tänzer mit den Kunstblüten, wälzten sich darin, traten sie mit Füßen. Jetzt liegen sie einfach da, mehr als 100 000 Stück.

Die Ausstellung "Vorsichtshalber Vorsichtig" dauert bis zum 16. Februar. Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal, Hirschstraße 12, ist bis März freitags bis sonntags von zehn bis 17 Uhr und an Feiertagen geöffnet.

(RP)
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