Wuppertal Pina Bausch ist olympiareif

Wuppertal · Das Wuppertaler Tanztheater ist auch drei Jahre nach dem Tod der Choreografin Pina Bausch in aller Welt gefragt. Als wichtiger Teil der Kulturolympiade werden die Tänzer ab Juni zehn Stücke in London zeigen. Für 2013 ist zudem eine neue Arbeit angekündigt.

Bevor die Sportler Ende Juli bei den olympischen Spielen an den Start gehen, übt sich das Tanztheater Wuppertal in London in einem kulturellen Marathon. "World Cities" nennt sich das Projekt zur Kulturolympiade, das Großstädte von Rom über Hongkong bis Santiago de Chile und Los Angeles tänzerisch verbindet. Zehn Werke zeigt Pina Bauschs Compagnie ab 6. Juni in der britischen Metropole und beweist, dass die Nachfrage nach Stücken der 2009 verstorbenen Choreografin ungebrochen ist.

Pina Bausch selbst war noch in die Planungen für London involviert. Laut Alistair Spalding, künstlerischer Direktor des Sadler's Wells, das neben dem Barbican Theatre als Spielstätte dient, haben alle die Motivation, diesen künstlerischen Kraftakt zu stemmen, weil es fast so etwas wie Pina Bauschs letzter Wunsch gewesen sei.

Sieben der zehn Stücke waren in Großbritannien noch nicht zu sehen. Kein Wunder also, dass die 27 000 Karten für die 20 Vorstellungen so gut wie ausverkauft sind. Die Stücke werden von den Mitarbeitern mit der gleichen Liebe zum Detail wiederaufgenommen wie zu Zeiten von Pina Bausch. Änderungen sind nur bei der Besetzung möglich, nicht aber an den Werken selbst.

Das außergewöhnliche Gastspiel in London stellt eine logistische Herausforderung für die Compagnie dar: 75 Mitarbeiter sind unterwegs, die Kostüme und Bühnenbilder müssen in 45 Lkw-Ladungen nach London gebracht werden. Manche Tänzer wie etwa Fernando Suels Mendoza stehen in jedem Stück auf der Bühne.

Die Nachfrage nach Werken von Pina Bausch ist – nicht zuletzt wegen Wim Wenders' filmischer Hommage – so groß, dass das Tanztheater Wuppertal mittlerweile etwa 60 Gastspiele in aller Welt gibt, doppelt so viele wie Vorstellungen im heimischen Opernhaus. Doch natürlich wissen die künstlerischen Leiter Dominique Mercy und Robert Sturm, dass die Compagnie sich auch künstlerisch weiterentwickeln muss und auf Dauer nicht nur alte Stücke spielen kann.

Deshalb kündigten sie nun an, in der Spielzeit 2013/2014, zum Jubiläum "40 Jahre Tanztheater Wuppertal", ein neues Stück herausbringen zu wollen. Näheres wollten sie noch nicht verraten. Ob ein Choreograf eingeladen wird, ein neues Stück zu entwickeln, oder mehrere Gäste, oder ob einer der Tänzer, von denen einige mittlerweile selbst choreografieren (wie etwa Malou Airaudo, Rainer Behr oder Fabien Prioville), mit seinen Kollegen etwas erarbeitet – viele Varianten sind möglich. Die Fußstapfen, die Pina Bausch hinterlässt, sind groß und unmöglich auszufüllen. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin müsste sich von dem Vorbild lösen, um die Ideen von Pina Bausch weiterzuentwickeln.

(RP)
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