Kunst Versteigerung für ein neues  Exil-Museum

Berlin · Der Kunstsammler Bernd Schultz versteigert 400 Handzeichnungen bekannter Künstler. Mit dem Erlös soll in Berlin das erste deutsche Exil-Museum entstehen.

 Bernd Schultz (76) versteigert seine über 60 Jahre gesammelten Handzeichnungen berühmter Künstler. Der Erlös geht an die Stiftung Exil Museum Berlin

Bernd Schultz (76) versteigert seine über 60 Jahre gesammelten Handzeichnungen berühmter Künstler. Der Erlös geht an die Stiftung Exil Museum Berlin

Foto: Christian Albustin

Immigranten sind die Boten einer unerwünschten Botschaft. Sie flüchten vor Gräueltaten, kehren zurück, nachdem sie vertrieben wurden. Doch egal wo sie ankommen, selten werden sie willkommen geheißen. Ihr Exil hat ihnen ihre Heimat genommen. Eine Entschuldigung haben sie dafür jedoch nie erhalten, sagt Bernd Schultz. Der Gründer des Auktionshauses Grisebach setzt sich für die Errichtung eines Exil-Museums in Berlin ein. Dafür versteigert er nun seine in mehr als 60 Jahren zusammengetragene Sammlung an Handzeichnungen bekannter und berühmter Künstler.

„Es gibt keine Rückkehr aus dem Exil, denn Zeit und Heimat sind unwiederbringbar verloren“, sagt Schultz, „erst recht, wenn einen die Heimat nicht wiederhaben möchte.“ Auf seinen Reisen als Kunsthändler sei er in den vergangenen 50 Jahren immer wieder Menschen begegnet, die zur Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland und Europa fliehen mussten. Das Einzige, was diese zu hören bekommen hätten, sei die Frage gewesen, „warum man nicht drüben geblieben sei, im Land der Sieger, im Land der Verheißung“, erzählt Schultz. Keiner habe diese Menschen je gefragt, wie es wirklich war im Exil. All diese Menschen hätten eine Tiefe Wunde davongetragen.

Die Sammlung an Handzeichnungen, die Schultz nun versteigert, hat einen Schätzwert zwischen fünf und sechs Millionen Euro. Schultz sagt zwar, er lege diese Sammlung auf den Altar für das Exil-Museum. Von einem Opfer will er aber nicht sprechen. „Ich verkaufe sie frohen Herzens und ohne jede Wehmut“, betont er. „Die Sammlung verkaufe ich, weil ich glaube, dass das Exil-Museum viel wichtiger ist.“ Der Titel der Versteigerung „Abschied und Neuanfang“ ist daher bewusst gewählt. Mit dem Erlös soll etwas vollkommen neues geschaffen werden.

Die Auktion findet am 25. und 26. Oktober im Auktionshaus Grisebach in Berlin statt. Zuvor, am 19. und 23. Oktober, können die Werke in der Villa Grisebach in Berlin besichtigt werden. Schultz versteigert insgesamt 400 Werke von Künstlern wie Antoine Watteau, Adolph Menzel, Pablo Picasso oder auch Max Beckmann. Der Erlös soll die Arbeit der Stiftung Exilmuseum für die kommenden Jahre ermöglichen. Für den Bau des Exilmuseums kalkuliert Schultz mit 30 Millionen Euro. „Wir haben von politischen Stellen bisher nur Rückenwind bekommen.“

 Kunstsammler Bernd Schultz

Kunstsammler Bernd Schultz

Foto: dpa/Jens Kalaene

Das Museum soll auf der freien Fläche des ehemaligen Anhalter Bahnhofs errichtet werden. „Der Standort ist ideal, ein genius loci, geradezu wie dafür geschaffen“, sagt Schultz. An diesem Bahnhof hätten so viele Menschen ihren Weg ins Exil angetreten, da sei es nur richtig, auch an diesem Ort an ihre Schicksale zu erinnern. Im Museum sollen aber nicht nur Portraits Vertriebener ausgestellt werden. „Wir wollen Geschichten erzählen“, sagt er – „anhand von Originaldokumenten und Kunstwerken.“ Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin und Schirmherrin des Museums, machte sich bereits 2011 in einem Brandbrief an Angela Merkel für ein Museum des Exils stark: „In einem Exilmuseum könnten sich die jüngeren Deutschen ein Bild machen. Es wäre Erziehung zur Anteilnahme.“

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