Düsseldorf Paula Beer für Europäischen Filmpreis nominiert

Düsseldorf · Die Deutsche überzeugte in François Ozons Drama "Frantz". Am 9. Dezember werden die Preise vergeben.

Sie war das eigenbrötlerische, altkluge Mädchen Oda in dem historischen Spielfilm "Poll". Für diese erste Rolle hatte man die damals 14-Jährige einfach aus ihrem Teenager-Leben weggecastet, hatte sie auf dem Schulhof in Berlin angesprochen und zur Schauspielerin gemacht. Und dann zeigte sie in Chris Kraus' Drama aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg so viel Eigenwilligkeit und natürliche Gegenwart vor der Kamera, dass dieses Historiendrama ihr Film wurde. Sechs Jahre später versetzt der französische Regisseur François Ozon die Deutsche abermals in die Zeit um den Ersten Weltkrieg. Diesmal spielt sie in "Frantz" eine junge Kriegswitwe. Jeden Tag besucht sie das Grab ihres Mannes, findet kaum in ihr Leben zurück, bis auf dem Friedhof ein junger Franzose auftaucht, dessen Schicksal mit dem ihres Mannes verstrickt ist. Und wieder besticht Beer durch ihr zugleich tiefgründiges wie ungekünsteltes Spiel. Dafür wurde sie bereits in Venedig mit dem Nachwuchspreis geehrte. Nun könnte der Europäische Filmpreis folgen. Allerdings konkurriert sie mit Stars wie Isabelle Huppert ("Happy End") und Juliette Binoche ("Meine schöne innere Sonne - Isabelle und ihre Liebhaber"). Das gab die Europäische Filmakademie am Wochenende in Sevilla bekannt. Ozon selbst ist für "Frantz" auch für das beste Drehbuch nominiert.

Den Preis als bester Schauspieler könnte der Österreicher Josef Hader bekommen für seine Rolle als Stefan Zweig in Maria Schraders herausragender Filmbiografie "Vor der Morgenröte". Hader müsste sich durchsetzen unter anderem gegen den irischen Hollywoodstar Colin Farrell ("The Killing of a Sacred Deer") und den großen französischen Darsteller Jean-Louis Trintignant ("Happy End").

In der Königsklasse Bester Film siegte im vergangenen Jahr Maren Ade mit der Vater-Tochter-Gesellschaftssatire "Toni Erdmann". Diesmal haben Deutsche keine Chance, Filme von Regisseuren aus Frankreich, Schweden, Russland, Finnland und Ungarn gehen in der Sparte Bester Spielfilm an den Start. Dazu gehören der Berlinale-Gewinner "Körper und Seele" von Ildiko Enyedi und der Cannes-Gewinner "The Square" von Ruben Östlund, der außerdem auch Chancen darauf hat, in der Sparte Beste Europäische Komödie ausgezeichnet zu werden. In dieser Kategorie ist auch die Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" von Simon Verhoeven im Rennen.

Allerdings könnte eine deutsche Produktion bei den Dokumentarfilmen erfolgreich sein. Nominiert ist "Austerlitz" des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa. Er beobachtet in seinem Film Besucher von KZ-Gedenkstätten.

Nominiert für den besten Spielfilm sind auch "Die andere Seite der Hoffnung" von Aki Kaurismäki, "120 BPM" von Robin Campillo und "Loveless" von Andrey Zvyagintsev.

Über die Sieger in den einzelnen Kategorien stimmen nun die mehr als 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie ab. Am 9. Dezember werden die Filmpreis-Gewinner bei einer Gala im Haus der Berliner Festspiele bekannt gegeben.

(dok)
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