Paul Auster und J. M. Coetzee schreiben einander

Nicht ein "Plausch am Nachmittag - sondern etwas Gründlicheres" solle der Briefwechsel werden, schreibt Paul Auster gleich zu Beginn seinem Kollegen J.M Coetzee. Bei einem Literaturfestival in Australien haben die beiden sich im Februar 2008 kennengelernt. Wenige Tage später macht Coetzee den Vorschlag, doch Briefe zu wechseln: Vielleicht "können wir aneinander, so Gott will, ein paar Funken schlagen".

Gesagt, getan. Jetzt erscheint dieser Briefwechsel der Jahre 2008 bis 2011 als Buch unter dem lapidaren Titel "Von hier nach da" und der ein oder andere Funke ist wirklich dabei. Wenn die Großschriftsteller am Anfang auch gemächlich in die Gänge kommen. Sehr bemüht wirkt alles, die ersten Briefe erinnern an Essays, in denen jeder seine Position zum Besten gibt. Wäre Sport ein Thema? "Hättest Du Lust, darauf näher einzugehen?", fragt Paul Auster fast schüchtern, bevor sich dann ein recht erquicklicher Disput ergibt. Beide kommen überein, dass es nichts Sinnloseres gibt, als stundenlang eine Sportberichterstattung im Fernsehen anzuschauen. "Und doch, wie viele Stunden meines Lebens habe ich genau damit vertan?", schreibt Auster. Der Literaturnobelpreisträger Coetzee berichtet, wie nach dem Kricketspiel die gerade eben auf dem Platz noch als Helden gefeierten Spieler im Interview ihren "irdischen Status" wieder annehmen. Während Auster Sport als eine Art Aktionskunst sieht und ein Baseballspiel mit einem Musikstück vergleicht.

Mit der Zeit werden die Briefe lebendiger. Es gibt die eine oder andere Anekdote aus dem Leben zu hören. Wenn Paul Auster erzählt, wie er als Achtjähriger den berühmten Quarterback Otto Graham (Cleveland Browns) zum Geburtstag eingeladen, der aber mit einem netten Brief abgesagt habe. Oder wenn Coetzee schreibt, wie er auf der Überfahrt nach Amerika sich so in eine Schachpartie mit einem anderen Passagier verbissen habe, dass er nicht mal an die Reling gegangen sei, als die Freiheitsstatue auftauchte. So bietet die Korrespondenz manchen intimen Einblick, allerdings auch Binsenweisheiten, die man so nicht erwartet hätte.

(RP)
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