Kommentar Historischer Tag

Papst Franziskus wird manchmal eine Enzyklika auf zwei Beinen genannt. Ein Pontifex, der mit seinen unkonventionellen Taten und spontan wirkenden Gesten Botschaften in die Welt sendet.

Papst Franziskus betet an Klagemauer
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Papst Franziskus betet an Klagemauer

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Foto: ap

Dazu gehört jetzt seine Pilgerreise ins Heilige Land - auch sie ist ein Bekenntnis in der 2000-jährigen und überwiegend feindlichen Beziehungsgeschichte zwischen Christen und Juden. Der erste dogmatische Durchbruch im christlich-jüdischen Dialog gelang beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) mit dem Dokument "Nostra Aetate", in dem festgehalten wurde, dass die Juden nicht für den Tod Christi verantwortlich gemacht werden können und somit auch nicht vor Gott verflucht seien.

Vor 30 Jahren wurde dann der Staat Israel in einem Apostolischen Schreiben erstmals erwähnt; zehn Jahre später folgten diplomatische Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan. Nun die Pilgerreise nach Israel und ins Westjordanland - auch sie ein Dokument, und ihr Deckblatt wird das Bild von Papst Franzikus an der acht Meter hohen Sperrmauer zwischen Israelis und Palästinensern sein - ein Bauwerk der Abschottung und der Unversöhnlichkeit, steingewordene Angst.

Ein schwieriger Ort für Diplomatie. Franziskus aber wandelt ihn zu einer Stätte des Dialogs, indem er seine Stirn an den Beton drückt, wie es die Juden betend an der Klagemauer machen. Im jüdischen Ritus und an israelischer Schutzmauer betet er für den Frieden zwischen Juden und Palästinensern. Franziskus will nicht predigen, sondern vermitteln, nicht bekehren, sondern beschützen. In diesem Augenblick erinnert er an die gemeinsamen abrahamitischen Wurzeln von Christentum, Judentum und Islam sowie die uralte Botschaft, dass Glaube Frieden heißen muss.

(RP)
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