Opernscouts „Orpheus in der Unterwelt“ „Erfrischend wie Zitroneneis“

Düsseldorf · Der Auftritt der Bienen in „Orpheus in der Unterwelt“ hat es unseren Opernscouts angetan. Die Inszenierung von Barrie Kosky endete mit einem Friedensappell.

 Max Hopp (John Styx), Peter Bording (Jupiter), Florian Simson (Pluto) in „Orpheus in der Unterwelt“.

Max Hopp (John Styx), Peter Bording (Jupiter), Florian Simson (Pluto) in „Orpheus in der Unterwelt“.

Foto: Hans Jörg Michel

Nach der bejubelten Operetten-Premiere „Orpheus in der Unterwelt“ waren auch die fünf anwesenden Opernscouts begeistert von Barrie Koskys opulenter Inszenierung – mit kleinen Einschränkungen. Gänzlich unberührt vom Kriegsgeschehen in der Ukraine ging das Amüsement jedoch nicht über die Bühne. Wohl jeden Besucher bewegte beim Schlussapplaus das riesige Transparent in Regenbogenfarben mit der Aufschrift „Peace“. Ausführliche Kommentare zu „Orpheus“ demnächst unter www.opernscouts-operamrhein.com

Markus Wendel, Sachbearbeiter im NRW-Innenministerium: „Rasantes Tempo, verrückte Kostüme, großartiger Humor – ein herausragend guter Abend. Allerdings wurde bei dem Riesenspektakel die Musik zu einer stimmungsmachenden Randnotiz. Meinen Geschmack hat‘s trotzdem voll und ganz getroffen. Von der Intensität her kein Vergleich mit der Originalversion der Offenbach-Operette. Ich bin dankbar, dass sie so auf die Bühne gekommen ist.“

Karolina Wais, Steuerfachangestellte: „Eine stimmige Inszenierung mit schöner Ästhetik und sensationellen Kostümen. Anfangs war ich etwas irritiert von dem grauen Bühnenbild. Der Umbruch kam mit dem Auftritt der Bienen, ab da ging es richtig ab. Dass dagegen die Musik etwas verblasste, störte mich nicht. Max Hopp hat das Stück getragen. Ihn sprechen zu lassen, war schlau. In der Rolle des Sängers gefiel er mir weniger.“

Hubert Kolb, Professor i.R.: „Mein Eindruck ist zwiegespalten. Tolle Show, aber zu wenig Musik. Ich musste mich entscheiden: Möchte ich lieber auf die Musik hören oder die Gags auf der Bühne verfolgen? Dem Regisseur sind manchmal die Gäule durchgegangen. Mir fehlte eine dynamische Entwicklung, ein dramaturgischer Bogen. Gut gefiel mir die typgerechte Besetzung der Figuren. Und regelrecht mitgerissen hat mich, dass die Darsteller ihre Rollen wirklich gelebt haben. Die hatten Spaß, das übertrug sich aufs Publikum. Auch ich habe am Schluss wild geklatscht.“

Michael Langenberger, Wirtschaftsmediator: „Meine Überschrift wäre ‚Qualitätsklamauk‘. Ein permanentes Zuviel, eine visuelle Überforderung, obwohl die Wimmelbilder durchaus anregend waren. Sonst gab es wenig zu mäkeln. Solisten, Chor und Ballett perfekt, Bühnenbilder und Kostüme einfallsreich. Aber obwohl ich mich bemühte, hat mich die Inszenierung nicht erreicht. Ich hatte das Gefühl, als sei das Stück um Max Hopp herumgeschrieben worden. Nur war der Effekt der Synchronisation auf Dauer verbraucht.“

Sandra Christmann, Kunstexpertin: „Erfrischend wie ein Zitroneneis am Strand. Die lustigen Bienen haben den Bann gebrochen. Man wurde komplett abgelenkt und in eine andere Welt geholt. Ich musste sehr oft herzhaft lachen. Bühnenbild, Kostüme, Masken, Choreografie: ein Fest fürs Auge. Als Sprecher war Max Hopp grandios, da hatte er Stil. Als Sänger fand ich ihn zu plump, zu komödiantisch. Was seine brillante Leistung insgesamt aber nicht schmälert.“

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