Auszeichnung für zwei Tanzwissenschaftlerinnen Dem Tanz die Flüchtigkeit nehmen

Mariama Diagne und Martina Ruhsam haben über das Tanzen promoviert. Jetzt haben sie den mit 30.000 Euro dotierten Tanzwissenschaftspreis NRW erhalten. Darüber haben die beiden Universitätsmitarbeiterinnen geforscht.

 Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen mit Preisträgerin Martina Ruhsam von der Uni Gießen.

Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen mit Preisträgerin Martina Ruhsam von der Uni Gießen.

Foto: Julius Gass/ SK Stiftung Kultur

Tanz ist eine flüchtige Kunst, nur präsent in dem Moment, in dem er stattfindet. Wie man Tanz für weitere Generationen konserviert, beschreibt, transformiert, analysiert und an sie weitergibt ist eine Herausforderung, seit es die performative Darstellungsform gibt. Damit auch diese Arbeit gewürdigt wird, vergibt die SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln-Bonn – initiiert vom Kölner Tanzarchiv – alle fünf Jahre eine Auszeichnung. So wurden nun die beiden Tanzwissenschaftlerinnen Mariama Diagne und Martina Ruhsam von NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen mit den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preisen geehrt.

 Die Kulturministerin gratuliert Mariama Diagne, die über Pina Bausch promoviert hat.

Die Kulturministerin gratuliert Mariama Diagne, die über Pina Bausch promoviert hat.

Foto: Julius Gass/ SK Stiftung Kultur

Mariama Diagne wurde für ihre Dissertation „Schweres Schweben. Qualitäten der gravitas in Pina Bauschs Orpheus und Eurydike“ in der Kategorie exzellente Forschung zur tanzwissenschaftlichen Grundlagen- und Methodenforschung ausgezeichnet, Martina Ruhsam für herausragende Leistungen im Bereich der praxisbezogenen tanzwissenschaftlichen Forschung für ihre Dissertation „Moving Matter. Nicht-menschliche Körper in zeitgenössischen Choreographien“.

Beide Preisträgerinnen arbeiten an ihren Universitäten als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Mariama Diagne ist derzeit Assistentin an der Universität für Darstellende Kunst Wien, Martina Ruhsam am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften der Uni Gießen. Bezeichnenderweise setzen sich beide auch praktisch mit performativen Formen auseinander, denn die Wissenschaft wäre ohne Praxisbezug wohl schwer vorstellbar.

Diagne ist selbst ausgebildete Tänzerin und Tanzlehrerin und koordinierte lange die Ballett-Universität an der FU Berlin. Sie sagt, dass ihr das bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit sehr helfe: „Ähnlich wie ein Musikwissenschaftler sich schnell an den Flügel setzen kann, um die eine oder andere Melodie für sich oder im Vortrag anzuspielen, ist es ein Gewinn, mich körperlich in die choreographische Arbeit hineinversetzen zu können.“

Tanzwissenschaft beschreibt sie in einem Interview als „Schule des Sehens“. Damit sei nicht nur der analytische Blick gemeint, sondern eine besondere Aufmerksamkeit für Bewegung von Körpern, Objekten, Räumen oder Situationen allgemein. Die Flüchtigkeit des Tanzes lasse sich dabei allerdings auch nicht fassen. „Wenn ich einen Sprung sehe, dann kann ich ihn nicht festhalten – der Sprung ist ,weg', ehe ich auch nur ein einziges Wort über diese Bewegung geschrieben habe. Aber ich kann der Frage nachgehen, wie gesprungen wird, was es bedeutet, wenn sich der menschliche Körper in bestimmten Situationen auf besondere Weise vom Boden abhebt.“

Der Tanzwissenschaftspreis wird seit 2001 verliehen. Die Leistungen der bislang acht Preisträgerinnen und Preisträger belegen, „wie anregend und gewinnbringend der Wissens- und Methodentransfer zwischen Universitäten, Tanzausbildungsstätten und außeruniversitären Forschungsinstitutionen wie dem Deutschen Tanzarchiv Köln ist“, sagte die NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen bei der Preisverleihung. 

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