Architektur NRW feiert sein neues Baukunstarchiv

Dortmund · Das einstige Osthaus-Museum in Dortmund beherbergt jetzt Nachlässe bedeutender Architekten.

Wo könnten Nachlässe von Architekten besser aufgehoben sein als in guter Architektur? Für die Stiftung Deutscher Architekten und eine Reihe anderer Organisationen, die sich mit Baukunst befassen, hat sich ein Wunschtraum erfüllt: Im ehemaligen Gebäude des Dortmunder Osthaus-Museums wird jetzt das „Baukunstarchiv NRW“ eröffnet, ein Ort für Nachlässe bedeutender Architekten aus NRW und eine Art von Archiv, wie sie in anderen Bundesländern längst zum kulturellen Standard zählt.

Die erste Schau ist Programm. Aus den 80 Nachlässen, die dem Archiv bereits gehören, stellt sie aus jeder Sammlung ein typisches Objekt vor. Der 1983 gestorbene Dortmunder Innenarchitekt Heinz M. Michalski ist durch eine der poppigen orangefarbenen Sitzschalen aus Plastik vertreten, die er zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 für den Umbau des Düsseldorfer Rheinstadions entworfen hatte. Der einst an der Universität Dortmund lehrende, 2004 gestorbene Josef Paul Kleihues plante nicht nur für Berlin, sondern auch für Chicago. Zu sehen ist eine Entwurfsskizze für das dortige, 1996 fertiggestellte Museum oft Contemporary Art. Der 2008 gestorbene Harald Deilmann schließlich – einst ebenfalls Professor an der Uni Dortmund – machte sich einen Namen durch den Rheinturm in Düsseldorf, jenen Fernmeldeturm mit Aussichtsplattform und Drehrestaurant, der  die Silhouette der Landeshauptstadt prägt. Ein Modell zeigt das Bauwerk im Zusammenhang mit dem Landtag.

Schauplatz der Eröffnungsausstellung ist der Lichthof des einstigen Museums, das Prachtstück dieses Gebäudes, das die Stadt Dortmund beinahe abgerissen hätte zugunsten einer Wohnbebauung. Welches Unglück das bedeutet hätte, tritt zutage, wenn man jetzt die renovierten, in ihren Materialien wie Fußböden und Geländer unangetasteten weißen Räume durchstreift.

Kurz vor Beginn des Bauhaus-Jubiläumsjahrs fallen vor allem die klar gegliederten, von Tageslicht erhellten Räume auf, der Sinn für Proportionen, der daraus spricht, das Bekenntnis zu einer gläsernen Moderne. Heute ist der Bau, der als Domizil des Königlichen Oberbergamts bereits 1875 eröffnet wurde, das älteste profane Gebäude der Dortmunder Innenstadt. Die Häuser ringsum waren den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer gefallen. Allerdings hatte auch das Museum am Ostwall Treffer abbekommen. Statt viergeschössig präsentiert es sich heute nur noch mit zwei Stockwerken.

Künftig wird es dem Bewahren, Erforschen und Ausstellen von Materialien zur Architektur dienen – mit einer nachahmungswürdigen Organisationsstruktur. Das Land NRW als Hauptgeldgeber, die Stadt Dortmund und der Förderverein finanzierten die Instandsetzung des Gebäudes in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Eine gemeinnützige GmbH aus der Architektenkammer NRW, der Stiftung Deutscher Architekten, der Ingenieurkammer Bau NRW und dem Förderverein tragen die laufenden Kosten, einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“, wie es heißt. Das Personal schlägt nicht zu Buche, weil es zum Beispiel bei der TU Dortmund oder der Architektenkammer NRW in Lohn und Brot steht. Und die Stadt Dortmund erlässt ihrem neuen kulturellen Aushängeschild großzügig die Miete.

Info Ostwall 7; Eröffnung am 4. November um 14 Uhr; danach bis 10. Februar.2019 Di., Mi., Fr., Sa., So. jeweils von 14 bis 17 Uhr

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