Düsseldorf Großartiges Soloalbum von Oasis-Gründer Noel Gallagher
Düsseldorf · Die ersten Takte von "Riverman" erinnern an "Wonderwall", und zehn Sekunden lang fürchtet man, dass diese Platte ein weiteres Werk für Oasis-Nostalgiker wird. Aber die Reminiszenz ist bloß Abschiedsgruß, Augenzwinkern. Selten klang Noel Gallagher so befreit wie auf "Chasing Yesterday", dem neuen Album seiner High Flying Birds - im letzten Drittel des ersten Stücks singt sogar ein Saxophon.
Der 47-Jährige hat offensichtlich die Beatles-Platten in den Keller gebracht. Der besonnenere der Gallagher-Brüder schreibt nun epische Songs, psychedelisch und mit Groove. Er baut Bläser ein, lässt sie von Disco-Bässen antreiben, und in manchen Stücken muss man lange warten, bis eine Gitarre erklingt. Gallagher ist stilistisch in den mittleren 70ern angekommen, die frühen 70er hatte er ja bereits auf der letzten Platte von Oasis anprobiert, als er versuchte, sich dem Krautrock von Bands wie Neu! anzunähern.
Er verzichtet mitunter auf klassische Refrains, er ist mehr an Atmosphäre interessiert und an Gestimmtheiten, das gibt den zehn Stücken etwas Geheimnisvolles, Vernebeltes, Brodelndes.
"Chasing Yesterday" funktioniert als Album um Längen besser als der unbetitelte Vorgänger seiner High Flying Birds aus dem Jahr 2011. Der bot zwar einige großartige Stücke, wirkte aber zwei Jahre nach der Oasis-Auflösung noch etwas vage und unentschieden. Er produziere nun "Space Jazz" sagte Gallagher jüngst im Interview, und was er damit sagen wollte, war sicher dieses: Dass er nun etwas Neues macht, etwas Eigenständiges - zumindest aus seiner Sicht und aus seinem ästhetischen Kosmos heraus. Dazu passt, dass sich seine Singstimme selten so schmeichlerisch anhörte wie in "The Girl With The X-Ray Eyes".
"Streets are paved with Gold", singt Noel Gallagher in dem Song "The Dying Of The Light". Diese Platte glänzt.
Info Noel Gallagher tritt am Donnerstag, 19. März, in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf auf. Karten unter 0211 274000 und www.westticket.de
