Theaterstück an Berliner Schaubühne Nina Hoss in "Bella Figura" in erotischen und anderen Krisen

Berlin · Mit Stars wie Nina Hoss und Mark Waschke feiert in Berlin das Theaterstück "Bella Figura" Premiere. Die neue Gesellschaftssatire von Yasmina Reza offenbart die Abgründe der gepflegten Bürgerlichkeit.

Nina Hoss und Mark Waschke in Yasmina Rezas "Bella Figura"
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Nina Hoss und Mark Waschke in "Bella Figura"

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Sie ist Expertin für das Gefühlsleben der Wohlstandsbürger. Ihr neues Beziehungsdrama schrieb die französische Autorin Yasmina Reza ("Der Gott des Gemetzels", "Kunst") eigens für die Berliner Schaubühne. Dort wurde "Bella Figura" am Samstagabend mit Stars wie Kinoschauspielerin Nina Hoss ("Barbara", "Phoenix") und "Tatort"-Kommissar Mark Waschke uraufgeführt - und die machten in dem tragikomischen Stück über die Abgründe hinter der wohlanständigen Bürgerlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes "Bella Figura", eine gute Figur. Das Publikum applaudierte Reza, den Schauspielern und Regisseur Thomas Ostermeier lange.

Die 39-jährige Hoss spielt die alleinerziehende Apotheken-Angestellte Andrea, die eine Liebesaffäre mit dem verheirateten Glaserei-Unternehmer Boris (Waschke/"Unsere Mütter, unsere Väter") hat. Als sich das Paar wieder einmal zu einem Seitensprung-Date trifft, macht Boris einen folgenschweren Fehler. Von dem Restaurant, in das er Andrea ausführen will, habe seine Frau geschwärmt, sagt er. Andrea ist empört und verletzt. Als auf dem Parkplatz vor dem Restaurant zufällig auch noch Francoise, die beste Freundin von Boris' Frau, auftaucht, eskaliert die Situation.

Regisseur Ostermeier versammelt ein grandioses Schauspieler-Ensemble auf der Bühne: Nina Hoss überzeugt als abgrundtief einsame, sich verzweifelt an ihre eigentlich riesige Lebenslust klammernde Frau. Mark Waschke verkörpert einen Mann, der nicht für das Glück (oder Unglück) seiner Geliebten verantwortlich sein will und sich stattdessen wegen einer drohenden Insolvenz in Selbstmitleid ergeht. Stephanie Eidt und Renato Schuch sind das Paar Francoise und Eric, das im Restaurant eigentlich nur den Geburtstag der exzentrisch bis vergesslichen (Schwieger)Mutter Yvonne (großartig: Lore Stefanek) feiern will und unversehens zwischen die Beziehungsfronten gerät.

Unter dem ständig kreisenden Einsatz der fast leergeräumten Drehbühne lassen Ostermeier und sein Bühnenbildner Jan Pappelbaum die Szenen im und am (echten) Auto auf dem Parkplatz, in der Toilette und an zwei Tischen des Restaurants spielen. Auf der gläsernen Toilette erwischt Yvonne das Seitensprung-Pärchen dann beim spontanen Versöhnungssex - was zu einer kuriosen Slapstick-Nummer von Waschke und weiteren Verwicklungen führt.

"Ich habe in meinen Stücken nie Geschichten erzählt, und daher wird man kaum überrascht sein, dass das nach wie vor so ist. Es sei denn, man betrachtet den stockenden, wogenden Stoff des Lebens als Geschichte", sagt Reza über ihr neues Werk. Gegen Ende verfängt sich ihr Stück etwas in Wiederholungen. Was bleibt ist ein bisweilen bissiges und oft komisches Gesellschaftsdrama - und großartiges Schauspieler-Theater.

Während Waschke langjähriger Schaubühnen-Schauspieler ist, ist es für Hoss erst der zweite Schaubühnen-Auftritt nach ihrem Wechsel vom Deutschen Theater Berlin an das von Ostermeier geleitete Theater. Im Filmgeschäft ist die Schauspielerin derzeit auch international gefragt: In dem Thriller "A Most Wanted Man" war sie an der Seite des 2014 gestorbenen Hollywoodstars Philip Seymour Hoffman in dessen letzter Hauptrolle zu sehen. In der vierten Staffel der US-Serie "Homeland" hat sie einen Gastauftritt.

(dpa)
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