Düsseldorf Nicht mal die Band Frei.Wild freut sich über den Echo

Düsseldorf · Die umstrittene Gruppe ist für den Preis nominiert.

Der Echo ist das beste Beispiel für einen Preis, über den sich kaum jemand freut. Die Künstler nicht, weil er nicht dotiert und überhaupt wertlos ist — was man auch daran erkennt, dass von den Hochkarätern viele gar nicht erst anreisen, sondern lieber Videobotschaften schicken. Die Zuschauer der stets im Fernsehen übertragenen Gala freuen sich auch nicht, weil die Preisverleihungen in 25 Kategorien schlichtweg zu lange dauern und die zu Gehör gebrachten Lieder viel zu alt sind. Geehrt werden nämlich nicht besonders originelle, sondern lediglich die bestverkauften Stücke des Vorjahres, aber im Grunde nur, wenn sie bei einem der Majorlabels erschienen sind — also zumeist bei Universal oder Sony. Wer gemein ist, nennt den Echo denn auch die verspätete Weihnachtsfeier der Plattenbosse. Die können einander noch mal auf die Schulter klopfen: gut gemacht.

Gestern wurden nun die Nominierungen für die Feier am 27. März bekannt gegeben, und darunter sind die üblichen Verdächtigen: In der Sparte "Künstlerin Rock/Pop national" zum Beispiel gibt es fünf Kandidaten, deren Namen egal sind, wichtiger ist dieses: drei von Sony, zwei von Universal. Aber es gab auch eine Überraschung, und das ist die Nennung der Gruppe Frei.Wild bei den Kandidaten für "Gruppe Rock/Alternative national". Zur Erinnerung: Die Band war bereits im vergangenen Jahr nominiert. Weil sich die zwei Mitnominierten Kraftklub und Mia aber beschwerten und mit Boykott drohten, da Frei.Wild im Ruch steht, rechtes Gedankengut zu verbreiten, schloss man Frei.Wild aus. Begründung: Der Echo solle kein Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung werden. Es ging also weniger um Haltung, als vielmehr um Reibungslosigkeit, und die Veranstalter merkten offenbar nicht, dass sie das Prinzip Echo ad absurdum führten.

In diesem Jahr schaltete der Veranstalter — das ist die Deutsche Phono-Akademie, die wiederum der Promo-Arm des Bundesverbandes Musikindustrie ist — einen Ethik-Rat zwischen. Man wollte nicht noch einmal solch einen Aufruhr. Der unabhängige Experten-Ausschuss befand nun aber dieses: Frei.Wild ist harmlos.

Seit Bekanntgabe der Nominierung überbieten sich Fans auf der Facebook-Seite der Band mit Vorschlägen, wie man die Gala "gestaltet". Einer schlägt vor, die Gruppe möge zwar auf die Bühne kommen, den Preis dann aber ablehnen. Wie bitter: Nicht mal Frei.Wild freut sich über den Echo.

(RP)
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