Essen Neuer Intendant für Essener Oper und Philharmonie

Essen · Aus der Essener Oper dringen selten Personalien an unser Ohr. Seit 1997 wirkt Stefan Soltesz als Intendant und Generalmusikdirektor in einer Person, er beherrscht die Auswahl der Regisseure und der Sänger, und er beherrscht die Essener Philharmoniker. Zu Soltesz' künstlerischer Gesinnung darf man gelegentlich geteilter Meinung sein – dass er sein Haus zu einem der besten Deutschlands gemacht hat, steht außer Frage.

In zwei Jahren wird diese Ära, die diesen Titel wirklich verdient, zu Ende gehen, denn die beiden Posten werden entkoppelt. Zugleich werden zwei Häuser intendantisch vereint, die man bislang für unvereinbar halten durfte: die Aalto-Oper und die nahe Philharmonie. Hein Mulders ist der neue Gigant, der das Musiktheater und das Konzertwesens Essens vom Jahr 2013 an lenken soll.

Derzeit ist Mulders künstlerischer Leiter der Niederländischen Oper in Amsterdam, eines vorzüglichen Hauses, das schon früh internationale Netzwerke von Koproduktionen entwickelt hat. Die Personalie entschied der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP) in einer außerordentlichen Sitzung. Der 48-jährige Niederländer erhält einen Vertrag bis zum Ende der Spielzeit 2017/18.

Der künftige Intendant erklärte, er werde sich nun gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung der TUP auf die Suche nach einem Generalmusikdirektor begeben, der seine Arbeit mit den Essener Philharmonikern ebenfalls zur Spielzeit 2013/2014 aufnehmen soll. Das dürfte machbar, aber nicht ganz einfach sein, denn gute Dirigenten von Soltesz' Format stehen nicht in den Startlöchern. Denkbar ist, dass Soltesz als interimistischer GMD ein Jahr verlängert; ob er nun 16 oder 17 Jahre bleibt, dürfte niemanden in tiefe Konflikte stoßen.

Im Aalto-Theater wird Mulders also Soltesz' intendantischer Nachfolger, in der Philharmonie wird Mulders auf Johannes Bultmann folgen, der seit Dezember 2008 in Essen wirkt. Den hatte der Aufsichtsrat zunächst als neue Doppelspitze ganz oben auf seiner Liste gehabt, doch Bultmann zieht es dem Vernehmen nach zurück zu seiner alten Wirkungsstätte Baden-Baden; in Essen stand er nicht mehr zur Disposition. Kann auch sein, dass der zur äußerlichen Machtbekundung neigende Aufsichtsrat der TUP keinen guten Eindruck auf den feinsinnigen Bultmann gemacht hatte; dieses Gremium hatte zuvor Bultmanns Vorgänger Michael Kaufmann würdelos und zudem unverdient abgeschossen.

Nun also Mulders, der eine breite und vielschichtige Biografie aufweist. Er studierte unter anderem Kunstgeschichte in Paris und Amsterdam sowie Klavier am Konservatorium in Utrecht. 1989 wurde er zum stellvertretenden Leiter einer niederländischen Künstleragentur ernannt, daran schlossen sich fünf Jahre als Orchesterleiter des niederländischen nationalen Jugendorchesters an. 1995 begann er seine Arbeit als Castingdirektor an der Flämischen Oper in Antwerpen und Gent, wurde kurz darauf erst zum Mitglied der Geschäftsleitung und anschließend zum Leiter für die Bereiche künstlerische Planung und Casting ernannt. Im Sommer 2006 übernahm er die Position des künstlerischen Leiters an der Niederländischen Oper.

"Ich bin zuversichtlich, dass Hein Mulders die künstlerische Arbeit der beiden hervorragend aufgestellten Häuser fortsetzen und weiterentwickeln wird", sagte der Vorsitzende des TUP-Aufsichtsrates, Hans Schippmann, der schon seit Monaten beteuert, in der Zusammenlegung der beiden Intendanten-Posten gebe es im Aufsichtsrat breiten politischen Konsens. Andreas Bomheuer, Kulturdezernent der Stadt Essen, verwies zudem auf die "internationale Erfahrung", über die Mulders verfüge.

(RP)
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