Maren Gottschalk erzählte aus Frida Kahlos bewegtem Leben Eintauchen in Fridas schmerzreiche Welt
Düsseldorf · Zum bundesweiten Vorlesetag nahm Maren Gottschalk ihre Zuhörer bei einer Weinlesung im Forum St. Martin mit in die Welt Frida Kahlos. Die Roman-Biografie „Frida“ ist bereits ihr zweites Buch über die Künstlerin.
Frida Kahlos Leben und Werk fasziniert ein immer wieder neues Publikum. Maren Gottschalk kam zum ersten Mal mit ihrer bewegenden Geschichte in Berührung, als Hollywood es 2002 mit Salma Hayek in der Hauptrolle für die Kinoleinwand adaptierte. Die Historikerin wollte mehr über diese Ausnahmekünstlerin erfahren. „Ich war überrascht, dass es damals keine deutschsprachige Biografie über sie gab“, erinnerte sich die Leverkusenerin am Freitagabend im Forum St. Martin. Dort war Maren Gottschalk Gast der Weinlesung, die Martina Biermann seit fünf Jahren immer zum bundesweiten Vorlesetag im Rahmen des Düsseldorfer Lesefestes veranstaltet.
Die Autorin hatte ihr inzwischen zweites Buch über Frida Kahlo mitgebracht. Es ist die schlicht „Frida“ betitelte erste Romanbiografie der Expertin für historische Figuren, größtenteils entstanden während des Lockdowns 2020. Glücklicherweise konnte sie dafür auf die intensive Recherche für ihr Sachbuch über die Malerin und eine für den WDR produzierte Folge der Radio-Sendung „ZeitZeichen“ zurückgreifen, für das die 60-jährige seit 1991 regelmäßig Beiträge produziert.
Mehrfach war die Radio-Journalisten dafür in Fridas Heimat Mexiko und an wichtige Schauplätze ihres Künstlerlebens gereist. „Es hat mir großen Spaß gemacht, Fakten mit meiner Fantasie zu verweben und Frida beispielsweise an Orte zu schicken, wo ich selbst gerne mal gewesen wäre“, plauderte die Biografin aus ihrer Schreibwerkstadt und betonte, dass sie trotzdem großen Wert auf historisch belegte Fakten dabei lege.
An diesem Abend nahm sie ihre Zuhörer mit ins New York im Jahr 1938. Dort hatte Frida in der Galerie von Julien Levy ihre erste große Soloausstellung.
Atmosphärisch dicht erzählte sie, wie die Malerin von Schmerzen gepeinigt vor der Vernissage am 1. November in einem Schönheitssalon plötzlich ihren schweren Unfall als Teenager erneut durchlebt. An dessen Folgen litt Kahlo zeitlebens bis zu ihrem frühen Tod mit 47 Jahren 1954.
Die Zuhörer waren nah dran, wenn Maren Gottschalk Frida sich mit ihrem Mann Diego streiten ließ und fühlten mit ihr, wenn die Schmerzen sie übermannten. Sie waren es, die Kahlo in ihren ausdrucksstarken Bildern verarbeitete und die Mexikanerin zur bekanntesten Künstlerin Lateinamerikas machten.
Maren Gottschalk schlug einen Bogen zu ihrer Werkschau in Paris 1939. Kahlos Begegnungen mit Picasso und Kandinsky an der Seine sind verbrieft. „Ich habe ihr nur die Worte, die sie mit ihnen wechselte, in den Mund gelegt“, verriet die Autorin.
Begleitend zur Lesung zeigte sie Fotos, etwa von der Casa Estudio in San Angel, in der die Künstlerin mit ihrem Ehemann lebte, ein aus zwei Kuben bestehender Bau, verbunden mit einer Brücke. Im größeren roten Kubus wohnte Diego Rivera. Im kleineren blauen residierte „la Reina“, die Königin – Frida Kahlo. „Der verbindende Steg war gesperrt, seit sie Diego dabei erwischte hatte, wie er mit ihrer Schwester fremdging“, erzählte Maren Gottschalk.
Nach Kahlos Tod wurden ihre Sachen in zwei Räumen versiegelt. Sie wurden erst geöffnet, nachdem auch Diego Rivera und die Nachlassverwalterin verstorben waren. Letztere hatte eine heimliche Affäre mit Fridas Mann und fürchtete, dass, würden die Sachen der Malerin der Öffentlichkeit zugänglich, diese ans Licht käme. Heute sind Haus und Atelier des Künstlerehepaares ein Museum.
Das Publikum erfuhr auch, dass die Mexikanerin über viele Jahre hinweg eine heimliche Affäre mit Fotograf Nickolas Muray hatte. „Ein gutaussehender Womanizer“, laut Autorin, dessen Aufnahme von Frida auf ihrem Romancover zu sehen ist.
Mitgebracht hatte Gottschalk auch ein Foto ihres letzten Bildes. Die Farben waren nicht mehr so kräftig, wie bei ihren früheren Werken, aber sie hat bis kurz vor ihrem Tod noch daran gearbeitet, drüber gemalt und den Satz darauf geschrieben: Viva la vida – es lebe das Leben.