Neue Klassik-CD Debussys Musik für das Unaussprechliche

Paris · Drei Meisterwerke des französischen Komponisten bietet das Ensemble Les Siècles unter Leitung seines Dirigenten François-Xavier Roth.

 Debussy

Debussy

Foto: jpc

Klassik In der Musik von Claude Debussy, dessen wir 2018 anlässlich seines 100. Todestages oft und gern gedachten, gibt es kein Schweres und kein Leichtes, keine Anziehungspunkte und keine magnetischen Felder der Harmonien. Debussy schrieb einmal, seine Musik besitze „alle Nuancen, selbst solche, die man nicht benennen kann“; die klassischen Tonstufen wie Tonika und Dominante empfand er längst als „nutzlose Hirngespinste“.

  In seinem ersten bedeutenden Werk, dem „Prélude à l’après-midi d’un faune“ von 1894, unterfütterte Debussy auf geniale Weise seine Idee, dass er Musik „für das Unaussprechliche“ schreibe. Und weiter: „Ich möchte sie wirken lassen, als ob sie aus dem Schatten herausträte und von Zeit zu Zeit wieder dahin zurückkehrte; ich möchte sie immer diskret auftreten lassen.“ Prompt mäkelte der Komponistenkollege Camille Saint-Saëns: „Das Prélude klingt hübsch, aber Sie finden nicht die geringste ausgesprochen musikalische Idee darin.“ Genau!, dachte Debussy, das war sein Plan: Es ging um Atmosphäre, um Ahnung; man sollte sich einen Faun vorstellen – die Musik malte ihn ja nicht von einem Bild ab.

  Jetzt können wir dieses Werk in einer entzückenden neuen Aufnahme mit Les Siècles unter François-Xavier Roth (bei harmonia mundi) wie einen grandiosen Entwurf begreifen, dem viele Meisterwerke folgten. Beispielsweise die drei unfassbar genialen Nocturnes, die sich auf ihre Weise der mythischen Natur nähern – in grau am Himmel hängenden Wolken, in theatralisch inszenierten Feierlichkeiten und in  jenen Sirenen, die den Odysseus lockten. Les Siècles spielen mit 1001 Farben, entlocken der Musik gleichsam orientalische Reize, gliedern sie aber auch mit jener Genauigkeit, die dem Komponisten selbst vorschwebte. Dessen Prämisse für alles Komponieren und Musizieren war: Klarheit. Wolfram Goertz

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