Moers Mutiges Theater zum Thema Krebs in Moers

Moers · Als die freie Regisseurin Barbara Wachendorff mit der Recherche für die Inszenierung "Elefant im Raum" begann, traf sie Oliver, 23 Jahre alt. Bewegend schilderte der junge Mann ihr den Tag, als er die Diagnose Krebs erhielt: "Ich lag auf der onkologischen Station, es war dieser Elefant im Raum, ohne dass jemand dies angesprochen hätte." Seine Geschichte ist eine von 18, die Barbara Wachendorff in ihrem Stück erzählt. Die Uraufführung am Moerser Schlosstheater war zugleich Auftakt einer Themenreihe, die sich in 20 Veranstaltungen mit Lebensgrenzen, Todesbildern und der Abschiedskultur befasst. Aus den Interviews, die Wachendorff mit jungen Menschen geführt hatte, hat sie ein warmherziges und mutiges Stück entwickelt.

Wachendorff zielt nicht auf Mitleid und Betroffenheit ab, sondern greift die Perspektive ihrer Protagonisten auf und lässt sie als Experten in eigener Sache auf der Bühne und in Zitaten zu Wort kommen. Zwei der Gesprächspartnerinnen, Lisa Gräf und Janise Ebbertz, sind Teil des Ensembles geworden. Es ist beeindruckend, sie auf der Bühne im Schloss im Spiel mit den Schauspielern Katja Stockhausen und Matthias Heße zu erleben. Sie schlüpfen in keine Rollen, sondern beschreiben ihren schwierigen Weg von der Diagnose Morbus Hodgkin und Leukämie zur Genesung – mit Chemotherapie, Bestrahlung, Isolationsräumen und furchteinflößenden Spritzen, das Drama ihres Lebens.

Wachendorff hat einen Raum außerhalb der Realität geschaffen, in dem es möglich wird, das Thema offen und mit Humor anzugehen. So hat es keinen Beigeschmack, wenn die Schauspieler im "Krebsquartett" wetteifern, wen es schlimmer getroffen hat. Die Themenreihe "überGehen" wird fortgesetzt: Am 17. März spricht der ehemalige Bundesminister Jürgen Schmude mit Anne und Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, die zwei Jahre lang um das Leben ihrer Tochter Meike gekämpft haben. Am 22. März steht eine weitere Uraufführung in Moers an: Intendant Ulrich Greb inszeniert Susan Sontags Roman "Todesstation".

Info Weitere Vorstellungen am 9., 10. und 25. Februar, jeweils 19.30 Uhr. Kartentelefon: 02841 8834100.

(RP)
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