Musiklegende wird 60 Udo Lindenberg: Zum Geburtstag ein musikalisches Fotoalbum

Hamburg (rpo). Schlapphut und Sonnenbrille, das sind die Markenzeichen von Udo Lindenberg. Am Mittwoch feiert "Panik-Udo" seinen 60. Geburtstag, und das überrascht ihn selbst am meisten: "Ich wundere mich, dass ich bei meinem Lebensstil diese Zahl überhaupt erreicht habe", bekannte er jüngst in einem Interview. "Nun bin ich immer noch am Start und es geht mir sehr geschmeidig", sagt Lindenberg.

Udo Lindenberg
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Foto: ddp

Die Rock- Ikone wohnt seit Jahren im feinen Hamburger Hotel Atlantic und genießt das Rockerleben nach wie vor in vollen Zügen: "Mein Motto: Lebe schnell, stirb rasant, sichere deinen Ruhm." Der 1946 im westfälischen Gronau Geborene startet mit zehn seine ersten Trommelversuche auf Benzinfässern und spielt zwei Jahre später auf seinem ersten eigenen Schlagzeug. Mit 22 Jahren strandet er in Hamburg. Dort gründet er 1969 seine erste Band "Free Orbit". 1971 erscheint sein Album "Daumen im Wind". Nach einer abgebrochenen Kellnerlehre und Wanderjahren durch Europa studierte er ein paar Semester an der Musikhochschule Münster.

Einen Namen machte er sich als exzellenter Schlagzeuger bei bekannten Jazzmusikern wie Klaus Doldingers Band "Passport". 1973 kam der große Durchbruch mit seinem "Panikorchester" und dem Hit "Andrea Doria". Lindenberg war der Erste, der auf deutsche Texte setzte, und sein nuschelnder Sprechgesang wurde zum Markenzeichen. Bald war er der erfolgreichste deutsche Rockstar, faszinierte mit spektakulären Rock-Revuen, und seine Begleiter wie "Rudi Ratlos" oder "Elli Pyrelli" genossen Kultstatus.

In den 80er Jahre wurde Lindenberg politisch, engagierte sich bei "Rock gegen Rechts" und für die Friedensbewegung. Für Furore sorgte sein Hit "Sonderzug nach Pankow", in dem er Erich Honecker direkt ansprach. Er schickte ihm seine Lederjacke, Honecker revanchierte sich mit einer Schalmei. Noch heute bekennt sich Lindenberg zu seinen politischen Visionen von Frieden und sozialer Gerechtigkeit, und die macht er nicht von tagespolitischen Befindlichkeiten abhängig: "Optimismus ist für mich eine Art Grundgesetz. Dass wir das hinkriegen: Da gebe ich nicht auf."

Immer wieder hat Lindenberg auch mit anderen Stars wie Eric Burdon oder Gianna Nannini zusammengearbeitet. Auch mit Nena, mit der ihn in den 80er Jahren eine heimliche Liebe verband. "Wir mochten uns sehr", sagt er. "Aber wir fanden dann auch ganz gut, das irgendwie geheim zu halten, immer gut getarnt wie Spione, Geheimagenten, Privatdetektive. Das war absolut spannend." Und Nena schwärmt noch heute: "Udo ist total warmherzig. Er ist charmant, dass man's als Frau kaum aushalten kann."

Diesem Charme erlag auch Marlene Dietrich, mit der Lindenberg eine Telefonfreundschaft pflegte. Ihre letzten Tonaufnahmen finden sich auf seinem Album "Hermine" und entstanden bei einem geheimnisvollen Treffen in Paris, zu dem der Rocker ein Tonbandgerät mitbrachte. "Die Haushälterin hat das entgegengenommen, und durch die Tür wurde gesprochen, ganz geheimnisvoll ins Halbdunkle rein, total mysteriös."

Lindenberg plant sein erstes Luftkonzert

In den 90er Jahren wurde es stiller um den Rocker, aber er blieb aktiv. 40 Studioalben hat er mittlerweile veröffentlich, und 2003 trat er erstmals in China auf. Udo Lindenberg ist ein "Arbeitstier", veröffentlicht jährlich ein Album, manchmal sogar zwei, tourt durch die Welt. Fulminant seine Show "Atlantic Affairs" mit Auftritten vieler Freunde.

Außerdem hat sich Lindenberg einen Namen als Maler gemacht und seine hoch geschätzten Werke in 20 Ausstellungen präsentiert. Berühmt sind seine "Likörelle", mit Likör gemalte Bilder, die er sich weltweit patentieren ließ und die "gesellschaftliche Phänomene zwischen Arbeit, Bar und Puff" behandeln.

Zu seinem Ehrentag schenkt Lindenberg, der nie verheiratet war, sich etwas Besonderes: "Damenwahl" heißt seine neue CD. Eine "Plodde" über Udo und die Frauen, 18 Duette aus drei Jahrzehnten Musikkarriere bis in die Gegenwart, mit dabei neben vielen anderen Nena, Nina Hagen und Yvonne Catterfeld. Eine Scheibe, "als wenn du ein Fotoalbum durchblätterst und da Momentaufnahmen siehst", wie er jüngst in einem Zeitungsinterview sagte. Jede dieser Frauen stehe für "bestimmte Stories und Zeiten". Und: "Jede von denen war für mich total wichtig."

Zurzeit bereitet Lindenberg ein neues Album vor, im Herbst will er auf Tournee gehen und in Berlin das erste Luftkonzert der Welt geben. "Dabei sitzt mein Panikorchester in Fesselballons und Zeppelinen, dazu gibt es Illuminationen." Seinen Geburtstag möchte er nicht feiern, denn: "Ich sehe mich als Durchreisenden, der nicht der irdischen Zeitrechnung unterliegt." Außerdem würde eine Feier den Rahmen sprengen. "Da müsste ich schon 50.000 Leute einladen, denn die wären sonst alle beleidigt, wenn ich sie nicht einlade."

(ap)
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