Pressestimmen Reaktionen auf den Tod von Udo Jürgens
"Welt": Udo Jürgens, Popstar und Chansonnier, Götterliebling am Klavier, Schlagersänger ohne Schlagerappeal, ein Musiker der Millionen, für die Pop kein Image oder Distinktionsmittel ist, sondern berührendes Gefühl. Jürgens verkörpert Würde und Alterslosigkeit genauso wie seine Melodien zeitlos sind; ja, verkörpert, die so endgültig klingende Vergangenheitsform will in diesen Stunden noch nicht so recht passen.
"Spiegel Online": Jürgens' bis zuletzt in seinen Konzerten trotzig vorgetragene Behauptung, das Leben beginne so richtig erst mit 66 Jahren, war natürlich eine fromme Lüge. Aber dass mit 66 noch lange nicht Schluss ist, bewies er eindrucksvoll. Bis in den Dezember hinein war Jürgen auf Konzertreise, im kommenden Jahr hätte sie weitergehen sollen. "Mitten im Leben" hieß die Tournee. Genau so hat ihn nun der Tod erwischt, bei einem Spaziergang am Sonntag.
"Süddeutsche Zeitung": Was bleibt: eine Tausendschaft von Liedern, viele große darunter; 50Plattenalben; 105 Millionen Tonträger. Es ist das Vermächtnis eines der erfolgreichsten Solokünstler der Welt. Er sang über unsere Sorgen und Hoffnungen, weil er sie teilte. Aber verstanden hat er sie auch wegen des Bockelmann'schen Gartens. Der einem Schlosspark ähnlicher war als einem Garten. Wie nun auch kein Schlagersänger gestorben ist, sondern ein Großer.
"Bild": Er war ein echter Star, für den es keinen Nachfolger geben wird.
"Rolling Stone": Im Alter war der Bonvivant und Existenzialist dankbar und bescheiden: ein Gentleman der Liedkunst. Der Jenseitsglaube, der Trost der Religion fehlten ihm. Ein Buch seines Landsmannes Thomas Bernhard lag in seiner Zürcher Wohnung aufgeschlagen herum, doch Udo Jürgens mochte es nicht lesen: Zu ungeduldig war er, zu kostbar erschien ihm die Zeit, die blieb.
"Frankfurter Rundschau": Auch auf „Mitten im Leben“ geht es um Krieg und Umweltverschmutzung, um den Überwachungsstaat und die Verblödung der Jugend; und auch sein, wie wir nun wissen, letztes Berliner Konzert war von dieser Art des ungebrochenen Sendungsbewusstseins geprägt. Das wirkte an manchen Stellen schon, als wäre es aus der Zeit gefallen. Aber das liegt ja auch daran, dass die Zeit nicht mehr so ist, dass Leute wie Udo Jürgens auf so großen Bühnen zu so vielen Leuten zu solchen Themen singen. Am Ende seiner Karriere war er, wie in seinem ganzen Leben, ein Solitär. Wir hätten ihm gerne noch länger zuhören dürfen.
"Deutsche Welle": Unheimliche Hoffnung, die hat Udo Jürgens auch seinen Fans gegeben: Wie sehr sie ihn liebten, das zeigt am besten ein Moment aus diesem Frühjahr. Bei einem Ball in der Dresdner Semper-Oper überraschten 13.000 Zuschauer den Sänger und Komponisten und sangen "Merci Udo". Und so werden es jetzt Millionen empfinden: Danke Udo, Merci Cheri - und: Thank you for the music.
WAZ: Es waren nicht nur die klugen Texte zur Schlagermelodie, die es schafften, dass Jung wie Alt auf einer Wellenlänge waren. Es war die Haltung hinter dem Künstler. Udo Jürgens hat das Publikum auf eine Weise geliebt, wie es nicht üblich ist: Er hat es verehrt. Und eben nicht nur benutzt für den Rausch des Erfolgs. Ein Publikum spürt das.
"Nordbayerischer Kurier" (Bayreuth): Nordbayerischer KurierUdo Jürgens war eine Autorität, die Millionen Menschen mit der Kraft der Stimme erreichte. Seine mächtige Gegenwärtigkeit macht es schwer, zu glauben, dass er auf keine Bühne mehr treten wird. Einer wie er fehlt - der das ausdrücken kann, was sehr viele bewegt. Traurig werden seine Fans weiter seine Songs hören, mit Wehmut und der Erinnerung an die schöne Zeit, die er ihnen geschenkt hat.
"Stuttgarter Zeitung": Jürgens liebte vor allem die Musik und den Erfolg. Bis zuletzt. Mit 80 Jahren dachte Jürgens über den Abschied von der Bühne nach. Aber darüber singen, das konnte er nicht: „Wenn du ein Abschiedslied, ein richtig gutes machen willst, dann muss man den Tod durchhören durch das Lied." Nun ist Udo Jürgens im Alter von 80 Jahren an Herzversagen gestorben. Seine Lieder aber, seine Lieder bleiben.