U2-Frontmann unter Druck Bono sichert Transparenz in Sachen Paradise Papers zu

Berlin/München · Gerade für den Sänger der irischen Rockband U2 ist die Affäre mehr als unangenehm - immerhin gilt er als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit: Paul David Hewson alias Bono, hat größtmögliche Offenheit in der Affäre um seine steuersparenden Investitionen zugesichert.

 U2-Star Bono (Archivbild).

U2-Star Bono (Archivbild).

Foto: dpa, ME joh wst kno

In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung am Wochenende" reagierte der 57-Jährige auf empörte Reaktionen der vergangenen Wochen: "Ich nehme diese Anschuldigungen wahnsinnig ernst. Das betrifft mich und alles, wofür ich stehe, im tiefsten Inneren."

Das seit 40 Jahren bestehende Quartett U2 hatte am 1. Dezember - zwei Monate nach Veröffentlichung der "Paradise Papers" über umstrittene Steuersparmodelle von Politikern, Unternehmern und Prominenten - sein 14. Studioalbum "Songs Of Experience" herausgebracht. Wie auf vorherigen Platten sind manche Songs politisch geprägt. Bono engagiert sich seit Jahrzehnten lautstark auch in sozialen Fragen. Ihm wird von Kritikern schon lange vorgeworfen, dass er sich gern als Weltverbesserer aufspiele - und nun als scheinheilig entlarvt sei.

Dem Musiker ist dieser problematische Punkt seiner Außendarstellung bewusst, das zeigen einige erstaunlich ausführliche und offene Antworten im Interview der "Süddeutschen" - also der Zeitung, die die für Bono peinliche "Paradise-Papers"-Affäre mit ins Rollen gebracht hat. Der Star entschuldigt sich zwar nicht, aber er versucht die Vorgänge ein wenig selbstkritisch einzuordnen, und er lässt eine gewisse Demut gegenüber irritierten U2-Verehrern erkennen.

Ihm sei "wichtig, dass unsere Fans Folgendes wissen: Sollte irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, würde ich mich darüber mindestens so aufregen wie sie", betont der Band-Frontmann. Er könne nachvollziehen, dass die Öffentlichkeit von ihm eine höhere Moral erwarte und daher auf solche Immobilien-Investmentfonds und die Veröffentlichung des Namens Bono in den "Paradise Papers" empfindlich reagiere: "Ich setze diese Standards ja selbst."

Investition in Litauen über Firmen in Malta und Guernsey

Im Kern geht es in den Dokumenten um ein litauisches Einkaufszentrum, in das Bono über Firmen in Malta und Guernsey investiert hat. Das Shopping-Center soll in zehn Jahren keine Steuern auf Gewinne gezahlt haben. Leider sei der Eindruck entstanden, dass er "bei etwas Illegalem erwischt worden" sei, sagt Bono jetzt im Interview. Und er räumt ein: "Die Art, wie wir unsere Geschäfte führen, definiert zum Teil unsere Außenwahrnehmung und die unserer Musik."

Noch liefen zu den Vorgängen "ausführliche Untersuchungen", betont Bono. "Es wird nun mindestens einen Monat dauern, bis alles geklärt ist, dann können wir damit vollumfänglich an die Öffentlichkeit gehen." Der Musiker lässt erkennen, dass ihm der Gesamtüberblick über das Steuersparmodell fehle: "Ich bin nicht in jedes Detail der in meinem Namen getätigten geschäftlichen Transaktionen involviert. Deshalb habe ich meinen Finanzberatern schon vor Jahren ganz klar gesagt: Egal, was ihr macht, am Ende muss Bono draufstehen. Haltet die Dinge transparent."

Illegal ist die Litauen-Connection des U2-Stars wohl ebenso wenig wie andere Investitionsmodelle aus den "Paradise Papers". Und Bono wäre nicht Bono, wenn er nicht doch am Ende als guter Mensch dastehen wollte: Immerhin verstecke er sein Geld nicht "in fragwürdigen Projekten in Entwicklungsländern". Zudem zahle seine Band "überall auf der Welt ganz regulär enorme Beträge an Steuern, auch in Irland".

Die nach den ersten, abwehrenden Bono-Reaktionen nicht unbedingt erwartete Freimütigkeit hat sicher auch mit dem aktuellen Album zu tun. O-Ton Bono: "Was mir wahnsinnig leidtut, ist die Tatsache, dass diese Geschichte nun das Wichtigste überlagert: die Musik." Denn U2 seien "sehr stolz" auf "Songs Of Experience".

Dass diese Veröffentlichung unter einem nicht ganz glücklichen Stern steht, lässt sich womöglich am deutschen Albumcharts-Einstieg auf Platz 2 ablesen - hinter den Rappern Kollegah & Farid Bang. In Großbritannien spang zunächst nur Rang 5 heraus. Ohnehin haben U2 nach dem Erfolg von "No Line On The Horizon" (2009) keine Nummer 1 gelandet in den wichtigsten internationalen Hitparaden. Da könnte es sich auszahlen, nett und bodenständig daherzukommen: Am Mittwoch tauchten Bono und Gitarrist The Edge überraschend im Berliner Untergrund auf, wo sie einige Songs spielten - an der Linie U2.

(felt)
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