„Berlin, Berlin, Berlin“ Tokio Hotel veröffentlichen neuen Song

In dem neu veröffentlichten Lied „Berlin“ wird die Hauptstadt zum Ort der Sehnsucht. Und Sänger Bill Kaulitz erinnert sich zurück an die Anfänge der Band.

 Die Band Tokio Hotel hat einen neuen Song veröffentlicht. Es geht um die Hauptstadt als Ort der Sehnsucht. Foto: Britta Pedersen/dpa

Die Band Tokio Hotel hat einen neuen Song veröffentlicht. Es geht um die Hauptstadt als Ort der Sehnsucht. Foto: Britta Pedersen/dpa

Foto: dpa/Britta Pedersen

Sollte es irgendwann einmal so etwas wie „Tokio Hotel – Das Musical“ geben, dann wäre dieser Song wahrscheinlich die Ballade. Das Stück für den Moment, in dem der Protagonist auf sein bisheriges Leben zurückblickt und dann in einem dramatischen Refrain ganz plötzlich zu neuer Stärke gelangt. Der Darsteller, der Bill Kaulitz spielte, würde dann durch die mit Neonlichtern ausgeleuchtete Kulisse der Berliner Innenstadt streifen und – von einer zarten Klaviermelodie begleitet – erzählen von den Träumen dieses kleinen Jungen, an den erst niemand geglaubt, und der es dann doch bis ganz nach oben geschafft habe. Und der nun, schon längst dort angekommen, plötzlich eine Sehnsucht entwickelt habe nach der Heimat, die er zu einem Sehnsuchtsort verklärt. Er wird erst sanft beginnen und seine Gefühle gegen Ende hin nur noch so aus sich hinausschreien („Berlin, Berlin, Berlin“), und natürlich wird es dann auch noch ein Duett geben mit einer Sängerin – auf Englisch und auf Deutsch – bei dem „Wo bist du“ ganz selbstverständlich auf „I miss you“ gereimt wird. Ganz großes Musical eben: „The highest high the lowest low.”

So zumindest klingt das Lied mit dem Namen „Berlin“, das die Band Tokio Hotel am 11. Dezember veröffentlichte, ein bisschen. Man muss sich nur stark genug auf die Dramatik einlassen. Der Song, der zuvor bereits auf Livekonzerten der Band gespielt wurde, erzählt von Berlin als die Stadt der Wunder und soll eine Hymne an die Hauptstadt an. Es geht um jugendliche Euphorie und Abenteuerlust und – ganz nebenbei in einer Zeile erwähnt - auch um Größen wie David Bowie, der (so heißt es) ja immer gewusst habe, was er tue und damit irgendwie „just like us“ gewesen sei. Es geht m die Einsamkeit in der Ferne, um Bodenständigkeit („Ich bin noch ich, seh nur n‘ bisschen anders aus“) und natürlich um Heimweh. Tatsächliche Duett-Partnerin ist dabei die Sängerin, Songwriterin und Produzentin Emma Sophia. Die unter dem Namen VVAVES agierende Musikerin lernte die Kaulitz-Brüder nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr in deren Studio in Los Angeles kennen.

Eigentlich ist die Band, bestehend aus den Zwillingen Bill und Tom Kaulitz und Schlagzeuger Gustav Schäfer und Bassist Georg Listing, gar nicht in Berlin aufgewachsen, sondern in Magdeburg. Durch den Umzug der Zwillinge nach Los Angeles im Jahr 2010 sei die Hauptstadt jedoch zu so etwas wie einem Band-Zuhause geworden, einem Ort, an dem man sich treffe, um an neuer Musik zu arbeiten und Tourneen zu beginnen. 15 Jahre ist es jetzt her, dass die Band mit ihrem – wohl entweder geliebten oder gehassten – Song „Durch den Monsun“ bekannt wurde und vor allem viele weibliche Fans auf der ganzen Welt für sich gewinnen konnte. Die späteren Alben folgten somit auch auf Englisch, das neue Lied ist nun eine Mischung aus beiden Sprachen und lehnt sich damit in seiner Nostalgie auch ein wenig an das Stück „Durch den Monsun 2020“ an, das die Band in diesem Jahr als Synthiepop-Version ihres Welterfolgs in einem neuen Sound veröffentlichte. Gerade soll die Band an einem neuen Studialbum arbeiten.

Ein Ohrwurm ist das neue Lied auf jeden Fall. Das „I miss youuu“ bleibt nach dem ersten Hören noch stundenlang im Kopf – ob man das nun gut oder schlecht finden möchte. „Ganz toll“ oder „ganz schlimm“, sie sind das schon gewohnt. Oder wie Bill Kaulitz eben singt: „The highest high the lowest low.”

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