Nach Beschwerde gegen Apple Fotograf wirft Taylor Swift Scheinheiligkeit vor

New York · In der vergangenen Woche hatte US-Sängerin Taylor Swift für ihren Beschwerde-Brief an Apple viel Zustimmung erhalten. Ein britischer Fotograf warf ihr jedoch Scheinheiligkeit vor: Wer Fotos bei ihren Konzerten machen wolle, müsse einen Knebel-Vertrag unterschreiben. Swifts Management widersprach den Vorwürfen, und der Fotograf ruderte zurück.

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Zuerst stritten US-Sängerin Taylor Swift und der Internet-Riese Apple um die gerechte Entlohnung von Künstlern in der Musikbranche. Apple hatte während der kostenlosen Probephase seines neuen Musikdienstes den Künstlern, Songschreibern und Produzenten keine Tantiemen zahlen wollen. Swift zog daraufhin ihr jüngstes Album von der Plattform zurück und schrieb einen wütenden offenen Brief an ihre Fans. Apples Vorgehensweise sei nicht fair, schrieb die 25-Jährige. Der Konzern änderte daraufhin seine Praktiken und erklärte, die Künstler nun doch auch während der Probephase des Musikdienstes bezahlen zu wollen.

Nun streiten Taylor Swift und der britische Fotograf Jason Sheldon, und erneut geht es um die gerechte Entlohnung von Künstlern in der Musikbranche. Sheldon wirft Swift in einem Eintrag auf seinem Blog Scheinheiligkeit vor. Denn seiner Meinung nach verhält sich die Sängerin gegenüber Fotografen, die bei ihren Konzerten fotografieren wollen, genauso unfair wie Apple sich den Künstlern gegenüber verhalten wollte. Um seine Meinung zu stützen, veröffentlichte Sheldon einen Vertrag, den Fotografen seiner Darstellung nach unterschreiben sollen, wenn sie bei einem Swift-Konzert fotografieren wollen.

Sheldon kritisiert insbesondere drei Punkte des Vertrages. Zum einen darf der Fotograf laut Vertrag seine Bilder nur einmal im Kontext der aktuellen Berichterstattung zu dem Konzert verwenden. Auf der eigenen Homepage oder auf seinen Social-Media-Profilen darf er die Bilder nur veröffentlichen, wenn Taylor Swift dem zustimmt. Zum anderen gewährt der Fotograf laut Vertrag Swifts Management das Recht, alle Bilder für diverse Zwecke wie Promotion oder Marketing auf allen Plattformen nutzen zu dürfen, ohne dass der Fotograf dafür ein zusätzliches Honorar bekommt.

Aus der Sicht des britischen Fotografen verhält sich Swift mit diesem Vertrag keinen Deut besser als Apple. Er applaudiere Swift für ihren offenen Brief an den Konzern, schreibt Sheldon. Doch er verlange von ihr, das, was sie für sich selbst einfordert, auch anderen zu gewähren. "Photographers don't ask for your music for free. Please don't ask us to provide you with your marketing material for free", schreibt Sheldon am Ende seines Essays: "Fotografen verlangen nicht von dir, deine Musik kostenlos zur Verfügung zu stellen. Bitte verlange nicht von uns, dich mit kostenlosem Marketing-Material zu versorgen".

Die Antwort von Swifts Management folgte auf dem Fuße. Der Vertrag sei ein Standardvertrag und greife die Rechte des Fotografen an seinen eigenen Bildern in keiner Weise an, hieß es. "Der Vertrag nimmt dem Fotografen keine Rechte an seinen Fotos", zitiert der "Hollywood Reporter" einen Sprecher aus Swifts Team.

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Foto: AP/Jordan Strauss

Daraufhin ruderte Sheldon via Twitter zurück: Er habe niemals behauptet, dass Swift die Fotografen in dem Vertrag dazu zwinge, die Rechte an ihren Bildern abzugeben. Dennoch bleibt er bei seiner Kritik, es sei von Swift nicht in Ordnung, dass sie von den Fotografen verlange, die Bilder so oft erneut benutzen zu dürfen, wie sie wolle, ohne sie erneut zu bezahlen: "You seem happy to restrict us to being paid once, and never being able to earn from our work ever again, while granting you the rights to exploit our work for your benefit for all eternity", schreibt Sheldon in seinem Essay.

(lsa)
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