Lenas Siegersong "Satellite" folgt h-moll-Tradition

Oslo (RP). "Satellite" steht in h-moll und damit in großer Tradition. Schuberts "Unvollendete", Liszts Klaviersonate – alles h-moll. Aber während die Großmeister irgendwann von h-moll abrücken, weil sonst Verdruss einzöge, spielt "Satellite" mit seiner Anhänglichkeit an diese Tonart. Es kann sich nicht trennen, es kehrt immer zu ihr zurück. Zwei Zwischenharmonien reiten auf den Tonarten e-moll und A-Dur herum. Dann gibt es im Bass noch die kurzstreckige chromatische Führung h-ais-a-h, aber das war es schon.

Oslo (RP). "Satellite" steht in h-moll und damit in großer Tradition. Schuberts "Unvollendete", Liszts Klaviersonate — alles h-moll. Aber während die Großmeister irgendwann von h-moll abrücken, weil sonst Verdruss einzöge, spielt "Satellite" mit seiner Anhänglichkeit an diese Tonart. Es kann sich nicht trennen, es kehrt immer zu ihr zurück. Zwei Zwischenharmonien reiten auf den Tonarten e-moll und A-Dur herum. Dann gibt es im Bass noch die kurzstreckige chromatische Führung h-ais-a-h, aber das war es schon.

Für Lena ist das mehr als genug. Man wird nicht sagen können, dass es sich hier um eine Stimme von höherer Eigenart handelt. Sie ist mädchenhaft hell, im Timbre einfach gekämmt, bisweilen quietscht sie etwas, aber das ist nicht uncharmant. Der Ambitus reicht in "Satellite" vom tiefen H bis zum eingestrichenen A; das ist als Kompetenzzone gut ausgesucht.

Die von selbsternannten Musikkritikern in den Raum geworfene Attacke, Lena treffe keinen einzigen Ton, ist falsch, absurd, rufschädigend. Auf der dem Rezensenten vorliegenden und etwa 50 Mal gehörten Platte ist nichts irregulär, liegt nichts schief in der Böschung.

Gerade diese strähnige Sauberkeit des Gesangs ist möglicherweise Teil des Erfolgs — alles Natur hier. Ihre Stimme ist wie Lena selbst: keck, frech, nett. Sie traut sich alles zu, obwohl sie dafür nicht studiert hat. Solche sympathische Unverfrorenheit ist das Katapult des Erfolgs. Mutige Mädchen in Zeiten der Tristesse: ein Lichtstreif.

Womöglich sind Lenas Stücke "Bee" und "Love Me" (ihr persönlicher Liebling für Oslo) origineller. "Satellite" dagegen insistiert und gewinnt Kraft aus seiner rhythmischen Aggressivität, vor allem im Vergleich mit der Balladenversion, und aus der fast maschinellen Fertigung der Bässe. Übrigens: Wer wissen will, wie die gute alte Synkope (Betonung auf ungeraden Taktzeiten) funktioniert, wird in "Satellite" überreich belehrt. Ohne Synkopen wäre "Satellite" harmlos wie ein Lied von — sagen wir: Ralph Siegel.

Also ein Stück, das sich festbeißt, auch im Kopf. Wie hört so ein Stück auf? Indem es aufhört, einfach so, ohne Abschied. Wie Stecker raus. Für Lena fängt jetzt alles erst an.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort