"Rock am Ring" Tausende Fans feiern Abschied von der Eifel

Nürburgring · Sie kamen, um noch einmal eine gigantische Party auf dem Nürburgring zu feiern. Rund 80.000 Musikbegeisterte waren am Wochenende bei der letzten Ausgabe von "Rock am Ring" an der Eifel-Rennstrecke.

"Rock am Ring 2014"
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Foto: dpa, tfr fdt

​Sie kamen, um noch einmal eine gigantische Party auf dem Nürburgring zu feiern. Rund 80.000 Musikbegeisterte waren am Wochenende bei der letzten Ausgabe von "Rock am Ring" an der Eifel-Rennstrecke.

An vier Tagen traten Rockbands wie Metallica, Iron Maiden und Linkin Park auf. Dort soll nun ein neues Festival entstehen, mit dem Namen "Grüne Hölle" — als Anspielung auf die unter Rennfahrern gefürchtete Nordschleife. Die ersten Werbeplakate hängen schon am Ring.

Marek Lieberberg, der mit seiner Konzertagentur "Rock am Ring" in den vergangenen fast 30 Jahren am Nürburgring etablierte und zu einer starken Marke unter Musikfreunden und internationalen Bands machte, sucht​ nun eine andere Spielstätte. Sein Wunschort ist das JHQ-Gelände in Mönchengladbach — das hat er in den vergangenen Tagen immer wieder betont. Am Wochenende enthüllte er auf dem Nürburgring ein Plakat, das ​auch die Silhouette der Vitusstadt zeigt — darüber der Satz: "Das ist sicher: Wir rocken weiter!"

​Viele Besucher zeigten ihre Solidarität mit dem Festival. Während der Konzerte hielten sie Pappschilder in die Höhe auf denen sie Sätze wie "Danke, Marek!" gekritzelt hatten. Andere errichteten vor ihrem Zelt ein kleines Grab für "Rock am Ring", mit Holzkreuz (1985-2014), Gesteck und Kerze.

Auch im Internet gab es Stimmen des Bedauerns über den Umzug von "Rock am Ring". Bei Facebook gründeten sich bereits in der Woche vor dem Festival verschiedene Gruppen. Die einen ("Save Rock am Ring am Nürburgring") wollen, dass das Open-Air in der Eifel bleibt — die anderen heißen schon jetzt "Rock am Ring" in Mönchengladbach willkommen.

Einem möglichen Umzug nach NRW schauten die Besucher am Wochenende allerdings mit gemischten Gefühlen entgegen. "Das Festival ist Kult, ich werde bestimmt auch im nächsten Jahr dabei sein — egal wo es dann ist", sagt Sarah (24) aus der Nähe von Münster.

Jan (26) aus Bielefeld würde für "Rock am Ring" zwar auch nach Mönchengladbach fahren, "aber es kommt darauf an, welche Bands spielen. Danach suche ich aus, zu welchem Festival ich fahre". Er schließe nicht aus, dass er 2015 auch wieder auf dem Nürburgring feiern werde, bei der "Grünen Hölle".

 Phil aus Liverpool (links) findet den Wegzug vom Nürburgring schade. Sein Freund Phil aus Cambridge erhofft sich durch die Konkurrenz zwischen zwei Festivals ein noch besseres Programm.

Phil aus Liverpool (links) findet den Wegzug vom Nürburgring schade. Sein Freund Phil aus Cambridge erhofft sich durch die Konkurrenz zwischen zwei Festivals ein noch besseres Programm.

Foto: Christian Schwarz

Phil aus Liverpool kam, um in diesem Jahr seine Lieblingsbands Metallica und Iron Maiden zu sehen. Der 45-Jährige bedauert den Wegzug von "Rock am Ring": "Es ist eine Schande, dass das Festival fortgeht. Es hat hier schließlich eine große Geschichte." Aber auch er sucht Festivals nach dem Programm aus, nicht nach der Spielstätte: "In diesem Jahr kamen wir ja auch wegen der Bands." Der Nürburgring sei ein perfekter Standort für ein Festival, die Rennstrecke sei auch in England sehr bekannt, sagt er.

Sein Freund Phil (36) aus Cambridge findet, dass die mögliche Konkurrenz für "Rock am Ring" auch gut sein könne: "Dann muss sich der Veranstalter jedes Jahr sehr bemühen, ein starkes Programm aufzustellen. Das ist sicherlich gut."

 Michael und Thorsten aus Trier wäre der Weg nach Mönchengladbach wohl zu weit.

Michael und Thorsten aus Trier wäre der Weg nach Mönchengladbach wohl zu weit.

Foto: Christian Schwarz

Michael (30) aus Trier sieht die Konkurrenz kritisch: "Nachher haben wir zwei Festivals, die nicht mehr richtig funktionieren." Für ihn ist klar: "Mönchengladbach ist für mich keine Option. Das ist viel zu weit weg." Sein Kumpel Thorsten (31) stimmt ihm zu: "Es müsste schon ein Spitzenprogramm sein, damit ich dorthin fahre." Der Nürburgring sei eben eine "optimale Location".

Campino: "Wo Rock am Ring ist, da werden die Toten Hosen sein"

Auch einige Musiker äußerten sich zum Ende der "Eifel-Ära" von "Rock am Ring". Campino, der als Gast beim Konzert ​des deutschen Rappers Marteria auftauchte, bekannte sich zum Festival: "Wo Marek Lieberberg und seine Familie sind, da ist 'Rock am Ring'. Und wo ,Rock am Ring' ist, werden die Toten Hosen sein."

Thomas Dürr von den Fantastischen Vier ist seit vielen Jahren in der Eifel zuhause. Er findet es schade, dass das Open-Air den Nürburgring verlässt: "Ich bin sehr traurig darüber. Für die Eifel ist es ein großes Event, seit 29 Jahren ist es für alle Einwohner das Ding hier in der Region", sagte der Sänger unserer Redaktion. Sein Bandkollege Andreas "And.Ypsilon" Rieke stimmt ihm zu: "Es ist ja nicht irgendein Schlamm-Festival, sondern es hat ein internationales Format. Das hat ,Rock am Ring' ja schon immer ausgezeichnet."

Rock am Ring: Fans kommen gerne nach Mönchengladbach
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Rock am Ring: Fans kommen gerne nach Gladbach

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Vor dem Konzert der Fantastischen Vier am Samstag sagte Veranstalter Marek Lieberberg auf Wiedersehen. "Wir verabschieden uns zwar, aber wir behalten unsere Geschichte und unsere Erinnerungen", sagte er vor zehntausenden Zuschauern. "Steine und Beton haben keine Geschichte, Geschichte erzählen Menschen", so Lieberberg mit Blick auf den bisherigen Veranstaltungsort.

Der Ring sei der Bund zwischen tollen Fans, fantastischen Bands und dem Veranstalter. Anschließend wurde es pathetisch: Lieberberg stimmte lautstark mit der Menge den Schlachtruf "Wir sind der Ring!" an. Zu dem Lied "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller stieg er in den Bühnengraben herab und schüttelte zum Refrain ("Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist") viele Hände in der ersten Reihe. Am Dienstag möchte er dann die ersten "Rock-am-Ring"-Fans in Mönchengladbach begrüßen — dort lädt er zu einem Treffen in den Hockeypark ein.

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