Festival Rock am Ring Vier Tage ausflippen

Nürburg · Von grünen Monstern und pinken Hasen: Wer zu Rock am Ring geht, kann vier Tage ausflippen. Und dazu noch Musik hören. Beobachtungen auf dem letzten "RAR" in der Eifel.

"Rock am Ring 2014"
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"Rock am Ring 2014"

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Foto: dpa, tfr fdt

Dem grünen Monster scheint die glühende Hitze nichts auszumachen. Es hüpft auf und ab, tanzt vor der Centerstage. Es ist die größte Bühne beim Festival "Rock am Ring", das an diesem Wochenende nach fast 30 Jahren zum letzten Mal am Nürburgring stattfindet. Es ist heiß auf der Rennstrecke, die Sonne knallt - der Sommer ist in der Eifel angekommen. Die Besucher schwitzen, viele von ihnen haben ihre T-Shirts ausgezogen - sonnenverbrannte Bierbäuche und unschöne Tätowierungen werden sichtbar. Doch das grüne Monster, eigentlich ein junger Kerl in einem warmen Plüschkostüm, zeigt sich von den Temperaturen unbeeindruckt.

Ein paar Meter weiter posen zwei Jungs in pinken Hasenkostümen mit anderen Besuchern für Fotos, daneben sitzt "Fred Feuerstein" müde auf dem warmen Asphaltboden der Rennstrecke. Andere haben sich Botschaften auf den nackten Oberkörper gemalt - "Kiss Me" oder "Free Hugs" steht dort. Bei "Rock am Ring" können sich die Leute gehen lassen, viele Tage lang am Stück völlig ausflippen. Verrückte Kostüme und Outfits gehören dazu - je schräger, desto besser.

Zwischen den drei Bühnen liegen die Leute auf der Rennstrecke, flach ausgestreckt auf dem Asphalt. Sie schlafen - trotz krachender Gitarren und wummernder Bässe um sie herum. Andere Besucher stolpern über sie. Bereits am Samstag, am dritten Tag des Festivals, sind viele "Ringrocker" total erschöpft. Einige sind bereits seit Dienstag hier, der Großteil reiste am Mittwoch an - Schlafmangel und Alkoholkonsum zeigen ihre Spuren. "Tagsüber schleppt man sich durch, schläft hier und da mal ein paar Minuten in den Umbaupausen damit man abends wieder fit ist", sagt einer.

Auf den Zeltplätzen herrscht das gesamte Wochenende eine gigantische Party-Atmosphäre. 95 Hektar Fläche stehen dafür am Nürburgring zur Verfügung. Ein ruhiges Plätzchen findet man dort nur mit großer Mühe. Bis in die frühen Morgenstunden wird gefeiert. Von Abschiedsstimmung ist nicht viel zu spüren, obwohl "Rock am Ring" im nächsten Jahr nicht mehr in der Eifel veranstaltet wird.

Viele Festivalbesucher sind bestens ausgerüstet. Sie reisen in großen Gruppen an und errichten sich regelrechte Zeltstädte aus Pavillons, Biertischen und Sofas. In der Mitte steht meist ein großer Grill. Mitgebrachte Generatoren versorgen wattstarke Musikanlagen und Kühlschränke mit Strom. So bleiben Bier und Würstchen über die Tage bestens gekühlt. Manche Gruppe gönnt sich sogar den Luxus einer Zapfanlage - sie bekommt stets frisches Pils aus dem Hahn. Andere lagern ihr Bier zum Kühlen in bunten Planschbecken. Auf dem Weg zwischen den Zelten liegen leere, zerdrückte Dosen und Tetrapacks, daneben stapeln sich Müllsäcke. Hier muss bald kräftig aufgeräumt werden. Vor den Dixieklos bilden sich Schlangen - wer nicht warten möchte, verzieht sich ins Gebüsch oder den Wald. Solche Szenen könnte es bald auch in Mönchengladbach geben, wo "Rock am Ring" 2015 stattfinden soll.

Am späten Nachmittag, wenn die ersten Bands auf den Bühnen stehen, ist nicht viel los auf den Zeltplätzen. Wer sich noch nicht auf den Weg Richtung Festivalgelände gemacht hat, liegt in der Sonne, schläft seinen Rausch aus oder versucht die Strapazen der vergangenen Nacht zu überwinden. Es sind harte Tage.

Aber am Pfingstmontag, wenn die meisten "Ringrocker" ihre Zelte hier abschlagen und sich erschöpft auf den Nachhauseweg machen, werden sie voller Stolz sagen: "Ich war dabei, beim letzten ,Rock am Ring' in der Eifel."

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