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Album kommt im April Rammstein verblüffen mit neuem Song „Zeit“

Düsseldorf · Die Band bietet im Video zu „Zeit“ gewohnt heftige Bilder. Sie muten wie ein Kommentar zur aktuellen politischen Lage an. Dennoch entfaltet das Stück eine andere Wirkung als frühere Skandal-Produktionen.

Rammstein-Sänger Till Lindemann.

Rammstein-Sänger Till Lindemann.

Foto: dpa/Axel Heimken

Die Berliner Band Rammstein hat einen neuen Song samt dazugehörigem Video veröffentlicht. Es ist das erste frische Material der Gruppe seit drei Jahren. Bislang waren solche Vorboten eines kommenden Rammstein-Albums zumeist umstrittene Kunstwerke, die zu heftigen Diskussionen führten. Man erinnere sich nur an das Stück „Deutschland“, für das sich die Musiker in einem Video-Clip als KZ-Häftlinge verkleideten. Der Film zur neuen Single bietet nun kein Anlass für einen Skandal. Heftig und verblüffend ist er dennoch.

 „Zeit“ heißt das Stück, es soll der Titelsong zum Album sein, das am 29. April kommen wird. Es beginnt als Ballade, als eine Art Requiem, sehr getragen. Im Video sieht man dazu Unterwasser-Aufnahmen: zunächst ein abgerissenes Seil, das eigenartigerweise aufsteigt, dann ertrinkende Bandmitglieder. Der Film wird rückwärts abgespielt, das merkt man schließlich, und im Folgenden sieht man die Gruppe als Seemänner auf einem kenternden Boot und als Soldaten im Gefecht. Der Tod ist das Thema der eindringlichen Verse: „Wir sterben weiter, bis wir leben / Sterben lebend in den Tod.“

 Das Lied baut sich allmählich auf, bis die Stimmung im Refrain plötzlich umschlägt, die Musik schneller wird und härter. Da sind Frauen, die Kinder auf die Welt bringen, in einer Szenerie, die an das Innere einer Sanduhr erinnert. Die Musiker fungieren als Geburtshelfer. Immer wieder taucht der Sensenmann in schwarzem Umhang auf, und in der beklemmendsten Szene steht er auf einem Feld, ein Kind rennt ihm entgegen, er schlägt es in seinen Mantel, und in der nächsten Einstellung sieht man es tot in den Armen seines Vaters ruhen. „Warmer Körper ist bald kalt / Zukunft kann man nicht beschwör’n“, singt Till Lindemann.

 „Zeit“ wirkt tatsächlich, als sei es auf den Moment hin geschrieben, wie ein Spiegel der aktuellen weltpolitischen Krise. Das dürfte Zufall sein, das aufwändige, von Musiker und Schauspieler Robert Gwisdek (Käptn Peng) inszenierte Video wird einen weiten Produktionsvorlauf gehabt haben. Doch die Spielszenen mit den Soldaten und Zeilen wie  „Wir sehen, doch sind wir blind“ und „Die Zeit kennt kein Erbarmen“ muten mit Blick auf den Krieg in der Ukraine wie ein Kommentar an, ein Ausdruck der Ratlosigkeit über das Tun der Menschen.

 Rammstein haben in Russland viele Fans. Sänger Till Lindemann hatte dort Solo-Auftritte für die nächste Zeit geplant. Was manche an dieser Band stört, dass sie nämlich mit politischer Uneindeutigkeit spielt und sich nicht positioniert, kann man ihr in diesem Fall indes nicht vorwerfen. Lindemann sagte seine Konzerte ab und begründete es mit Putins Einmarsch in die Ukraine. In den vergangenen Tagen wurde er dabei gesichtet, wie er Geflüchteten am Berliner Hauptbahnhof half. Auf der Homepage der Band steht zudem eine Erklärung: „Rammstein möchten ihre Unterstützung für das ukrainische Volk zum Ausdruck bringen, das sich gegen den schockierenden Angriff der russischen Regierung wehrt“, steht unter einer ukrainischen Flagge, die mit dem Rammstein-Logo verziert wurde. „Wir empfinden in diesem Moment besondere Trauer über das Leid der Ukrainer. Uns ist die Verzweiflung bewusst, die viele russische Fans angesichts der Handlungen ihrer Regierung empfinden und wir möchten an die Menschlichkeit erinnern, die russische und ukrainische Bürger teilen.“

 „Zeit“ macht wie viele frühere Rammstein-Lieder beklommen, die bereits weit mehr als zwei Millionen Mal aufgerufenen Bilder sorgen für Unbehagen. Trotzdem polarisiert dieses neue Werk nicht auf die gewohnte Weise. Vielleicht ist es die Altersmilde einer Gruppe im Herbst ihrer Karriere. Vielleicht zeigt es auch, wie ernst die Situation in der Welt ist. Jedenfalls kehren Rammstein aus der Corona-Pause tatsächlich als Versöhner und Gemeinschaftsstifter zurück.

Info Die Band tritt am 18. und 19. Juni in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena auf.

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