Fans begeistert von "Null-Euro"-Scheinen des Sängers Karel Gott landet Riesen-Comeback nach Krebserkrankung

München/Prag · In seiner Heimat ist Karel Gott ein Superstar. In Deutschland erlangte der Sänger große Berühmtheit durch seine Auftritte in der „Hitparade“. Nach krankheitsbedingter Pause schaffte der 80-Jährige jetzt ein Comeback - im Duett mit seiner Tochter.

 Menschen warten mit Schirmen auf einer Straße vor dem Verkauf der Null-Euro-Scheine mit dem Gesicht des Schlagersängers Karel Gott.

Menschen warten mit Schirmen auf einer Straße vor dem Verkauf der Null-Euro-Scheine mit dem Gesicht des Schlagersängers Karel Gott.

Foto: dpa/Michal Kamaryt

"Hitparade"-Legende Dieter Thomas Heck begrüßte ihn vor einem halben Jahrhundert als "unser sympathischer Freund aus der Tschechoslowakei": Karel Gott, ein junger Sänger mit weicher Stimme und verführerischem Blick, der in den deutschen Wohnzimmern mit viel Zuneigung aufgenommen wurde. Am Sonntag wurde der Künstler 80 Jahre alt. In seiner Heimat wurde er mit Sondersendungen gefeiert, ein Prager Plattenladen bot "Null-Euro"-Scheine mit seinem Konterfei an.

Seinen Geburtstag hatte der Sänger bereits vorgefeiert, mit Freunden und anderen Künstlern. Zum eigentlichen Feiertag entschwand er in den Süden. Dass er überhaupt diesen runden Geburtstag feiern kann, war nicht ausgemacht.

2015 litt Karel Gott an Krebs. Die Ärzte hätten ihm gesagt, nach dem medizinischen Stand von vor 15 Jahren wäre er heute tot, berichtete der Sänger gerade der Illustrierten "Stern". "Ich bin also nur hier, weil heute die Technik und die Chemie und die Erfahrungen der Ärzte - auch international - mir mein unglaubliches Überleben ermöglicht haben."

Aber Karel Gott überlebte nicht nur. Gerade schaffte er mit seiner jungen Tochter Charlotte einen Youtube-Hit. Das auf Tschechisch gesungene Lied "Auch wenn der Stern erlischt" ist ein Vater-Tochter-Duett mit maximaler Gefühlsattacke, das bereits mehr als neun Millionen Mal geklickt wurde.

Karel Gott: Karriere des tschechischen Schlagersängers in Bildern
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Leben und Karriere des Schlagersänger Karel Gott

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Auch dieser Erfolg wird allerdings nichts daran ändern, dass mit dem Namen Karel Gott in Deutschland die meisten Menschen die "Biene Maja" verbinden. Das Lied ist ein Ohrenschmeichler, den Karel Gott in nur einer halben Stunde in München einsang. Doch seine Karriere brachte viel mehr Erfolge und hat auch viele Facetten, die ihn als eine der großen und schillernden Figuren des Showgeschäfts zeigen.

Da war der Kommunarde Fritz Teufel, der vor Gericht regelmäßig "bei Karel Gott" schwor. Da war Sowjetführer Leonid Breschnew, der sich im Kalten Krieg persönlich bei den kommunistischen Genossen in Prag für ihn einsetzte. Für das "Time Magazine" war er nicht weniger als der "Sinatra des Ostens".

Und da sind die Legenden über sein Liebesleben. Dass er 3000 Frauen gehabt habe, nannte Karel Gott zwar mal "Blödsinn" - aber "sehr viele" seien es schon gewesen. Zwei uneheliche erwachsene Töchter hat der Sänger, aus seiner 2008 geschlossenen ersten Ehe mit der 37 Jahre jüngeren Ivana hat er zwei weitere.

Der am 14. Juli 1939 in Pilsen geborene und in Prag aufgewachsene Karel Gott ist gelernter Elektriker. Parallel zu seiner Ausbildung nahm er aber an Gesangwettbewerben teil. Die Jury habe ihn regelmäßig zerrissen, das Publikum seine Tenorstimme aber geliebt, erinnerte er sich später.

Als noch unbekannter Sänger bekam er 1967 ein Gastspiel in Las Vegas. In der Spielerstadt trat er ein gutes halbes Jahr lang nahezu jeden Abend auf. Als "der erste singende Kommunist in Las Vegas" sei er die Attraktion gewesen.

Den Spagat zwischen Kommunismus und Kapitalismus absolvierte Karel Gott dabei geschmeidig. 1968 vertrat er Österreich mit dem von Udo Jürgens geschriebenen Lied "Tausend Fenster" beim Grand Prix d'Eurovision und brachte das Album "Die Goldene Stimme aus Prag" an die Spitze der Albumcharts der Bundesrepublik. Fast zwei Jahre lang blieb die Schallplatte unter den meistverkauften deutschen Alben.

Karel Gott genoss im Ostblock Privilegien wie kaum ein Zweiter. Doch er äußerte sich dafür nie kritisch über die Regierung. Er unterschrieb zudem die sogenannte Anticharta, ein Regierungsmanifest gegen die Charta 77, mit der Künstler und Intellektuelle gegen die Menschenrechtsverletzungen in der Tschechoslowakei protestierten.

"Was nutzt ein Künstler, der nicht auftreten darf?", begründete er seine unkritische Haltung, die ihm heute noch in seiner Heimat immer wieder vorgeworfen wird. Aber auch dort überwiegt der Stolz auf den Sänger: Karel Gott gewann bereits 42 Mal die Goldene Nachtigall, den tschechischen Publikumspreis für Gesang.

(felt/AFP)
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