Todesursache unbekannt Pink-Floyd-Mitgründer Syd Barrett gestorben

Frankfurt/Main (rpo). Er gilt als der verlorene Sohn der Rockmusik: Der Mitgründer von Pink Floyd, Syd Barrett, ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Er hatte das Album geschrieben, mit dem die britische Popgruppe ihren Durchbruch feierte, war kurz darauf aber von seinen Bandkollegen rausgeschmissen worden. Später erwies sich Barett immer wieder als Muse für Roger Waters und David Gilmour.

Mit nur 21 Jahren erklomm Syd Barrett den Höhepunkt seiner Karriere: Das größtenteils von ihm geschriebene Album "The Pipers at the Gate of Dawn" ermöglichte 1967 seiner Band Pink Floyd nicht nur den Durchbruch, sondern wurde auch Bannerträger eines neuen psychedelischen und progressiven Rock-Genres. Er experimentierte aber nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Drogen. Nur ein Jahr später war er so fertig, dass er von seinen ehrgeizigen Bandkollegen gefeuert und durch David Gilmour ersetzt wurde. Barrett fügte sich widerstandslos.

Zwischen den zwei ganz großen Pink-Floyd-Alben "Dark Side of the Moon" und "Wish You Were Here" schaute er am 5. Juni 1975 im Studio vorbei. Drummer Nick Mason schilderte die peinlich-schmerzhafte Szene in seinem Buch "Inside Out": Da stand ein dicker, kahlköpfiger Typ und niemand erkannte, dass es Barrett, der einst gut aussehende Mädchenschwarm war. Man wusste nichts mehr miteinander anzufangen. Barretts Besuch trug aber entscheidend dazu bei, dass Pink Floyd eine künstlerische Blockade überwanden. Die Songs "Shine On You Crazy Diamond" und "Wish You Were Here" sind ihm gewidmet und verstärkten den Mythos um ihn. Zugleich gelang der Band um die Streithähne Roger Waters und David Gilmour das Kunststück, aus dem schlechten Gewissen wegen Barrett sowohl künstlerisch als auch kommerziell Kapital zu schlagen. Bis hin zu "The Wall" und "The Final Cut" 1983 hielten es Waters und Gilmour noch miteinander aus.

Barrett wurde am 6. Januar 1946 in Cambridge geboren und stieß in London als Kunststudent zu Waters, Mason und Rick Wright, die neben dem Architekturstudium eine Band gründeten. Er gab der Band den Namen Pink Floyd - nach den kaum bekannten Bluesmusikern Pink Anderson und Floyd Council. In Waters' Lied "Have A Cigar" auf dem "Wish You Were Here"-Album wird auf die Namensgebung ironisch Bezug genommen: "Oh by the way, which one's Pink?" (Wer von euch ist übrigens Pink?). Barretts "Piper"-Songs "Arnold Layne" und "See Emily Play" wurden Hits, die den Grundstein für den lang anhaltenden Erfolg der Band legten.

"Lüsternes Streben nach Erfolg"

In einer Filmdokumentation sprach Waters 2003 ungewöhnlich milde und offen über seine Freundschaft zu Barrett, die Trauer um den Verlust des in Drogen und Krankheit abdriftenden Kollegen und die Unmöglichkeit, ihn zu halten. Gilmour, der Barrett als Lead-Gitarrist und Sänger ablöste, berichtete über die chaotische Art und Weise, wie dessen Soloalben "The Madcap Laughs" (Anfang 1970) und "Barrett" (Ende 1970) entstanden - von ihm produziert. Fazit: Ohne Barrett wären Pink Floyd eine mittelmäßige psychedelische Bluesband geblieben, die nie über Auftritte in Pubs und Uni-Feten hinaus gekommen wäre.

Als Barrett aber anfing, auf der Bühne seine Gitarre zu entstimmen statt zu spielen, war die gleiche Band auch in Gefahr, als Sternschnuppe des psychedelischen Rocks zu verglühen. Ehrgeiz und ein auch rücksichtsloses Erfolgsstreben - kaum verschlüsselt dokumentiert im 1975 veröffentlichten Album "Wish You Were Here" - ließen Waters, Gilmour, Wright und Mason aber zu einer der größten Bands der Rockgeschichte werden.

Mason schrieb über den knallharten Rausschmiss des zum Junkie gewordenen Barrett: "Wir hatten die Probleme lange genug ignoriert und mit Macht verdrängt, doch selbst unser lüsternes Streben nach Erfolg vermochte nicht länger darüber hinwegzutäuschen, dass wir mit Syd in diesem Zustand nicht weitermachen konnten." Leicht sei das nicht gefallen: "Er war unser Songwriter, unser Sänger, unser Gitarrist und - auch wenn unser roher Umgang mit ihm nicht unbedingt darauf schließen ließ - unser Freund." 1968 kam David Gilmour in die Band, zunächst als zweiter Gitarrist, ab April als offizieller Ersatz für Barrett.

Barrett wurde so zum verlorenen Sohn der Rockmusik. Nachdem der erhoffte Durchbruch als Solokünstler ausblieb, zog er sich zurück und lebte seit 1991 im Haus seiner Mutter in Cambridge. 1998 wurde bei ihm Typ-2-Diabetes festgestellt, die mit Insulin behandelt wurde. Am Dienstag wurde von einer Pink-Floyd-Sprecherin ohne Angabe von Details sein Tod einige Tage zuvor bekannt gegeben.

(ap)
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