Pharrell Williams in Düsseldorf Alles andere als "happy"

Düsseldorf · Der Auftritt von Pharrell Williams im ISS Dome in Düsseldorf zeigte: Der Superstar des Pop, verantwortlich für Hits wie "Get Lucky", "Happy" oder "Blurred Lines" ist ein genialer Produzent, aber leider kein Performer.

Pharrell Williams gibt Konzert im ISS Dome
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Pharrell Williams gibt Konzert in Düsseldorf

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Pharrell Williams ist der größte Popstar der westlichen Welt. Er war Teil des Produzenten-Duos Neptunes und schrieb in den vergangenen 15 Jahren mehrere Dutzend Nummer-eins-Erfolge für Justin Timberlake, Britney Spears und Gwen Stefani. Er war an den globalen Hits "Get Lucky", "Blurred Lines" und "Happy" beteiligt, an denen niemand vorbei kommt, der mit dem Auto zur Arbeit fährt und nicht schnell genug das Radio ausschaltet.

Sechsjährige singen seine Lieder mit, Frauen bewundern seinen Stil und seinen Esprit, Männer seine Coolness. Er bringt die Welt in den Groove, er macht die Menschen tatsächlich ein bisschen glücklicher, er verbindet Generationen und Milieus. Kurzum: Pharrell Williams könnte der neue Prince und der neue Michael Jackson sein. Aber seit seinem Auftritt in Düsseldorf weiß man, dass ihm dafür etwas fehlt: Pharrell Williams ist kein Performer. Konzerte geben, das liegt ihm nicht.

Verloren in der Kulisse

Knapp 90 Minuten dauerte der Auftritt vor 10.000 Fans im ISS Dome. Die Bühne war schlicht gestaltet; vier Treppen gehörten zur Dekoration und drei Leinwände, auf denen zunächst warme Farben und später psychedelische Fantasielandschaften zu sehen waren. Williams stand etwas verloren in den Kulissen herum. Er trug Hut und viele Ketten, dazu ein T-Shirt der Rockband Rush. Er ließ sich umschwärmen von sieben Tänzerinnen. Seine Performance bestand im Grunde darin, an den Bühnenrand zu treten, sich vorzubeugen und "Make some noise" zu rufen.

Williams und die vier Musiker schaukelten durch einige Songs des Albums "Girl", ohne dass man das Gefühl gehabt hätte, die Reihenfolge hätte einen höheren Sinn. Ohnehin entstand der Eindruck, Williams glaube nicht daran, dass seine Lieder ihn unbedingt brauchen würden — er betrieb die Umkehrung des Prinzips "It's the singer, not the song". Williams bezeichnete sich in den ausführlichen Zwischenansagen treuäugig als Feministen, lobte seine Tänzerinnen schließlich dafür, dass sie so gut mit den Pos wackeln können und überließ ihnen dann die Bühne. Vom Band kam ein Medley von Hits, die er für andere schrieb — "Milkshake" von Kelis etwa, "Drop It Like It's Hot" von Snoop Dogg und "I'm a Slave 4 You" von Britney Spears.

Formatierte Dreieinhalb-Minuten-Häppchen

Auch die Fortsetzung wirkte kühl, eher Showcase denn Konzert. Williams brachte zwei Stücke seiner früheren Band N.E.R.D., ließ weitere Hits anderer Künstler einspielen und füllte mit Liedern vom Soloalbum auf. Irritierend war nicht mal so sehr der hohe Playback-Anteil, sondern dass diese Vorstellung auch musikalisch so unambitioniert geriet. Die Songs in den Medleys wurden wie Material und nicht wie Kunstwerke behandelt: ein Refrain, Ende, nächstes Stück. Auch die Solosachen variierte Williams kaum, er improvisierte nicht darauf, sondern reichte formatierte Dreieinhalb-Minuten-Häppchen dar.

Traurig geriet "Get Lucky", im Original ein funkensprühender Groover, den man mit talentierten Musikern anderhalb Stunden laufen lassen kann, ohne dass einer im Saal sich langweilen würde. Die Version hier war indes viel zu langsam, die funkigen Spitzen wurden gekappt, man konnte den Charme der Komposition nur noch erahnen. Es lief also alles auf "Happy" zu. Das großartige Publikum, das sich trotz alledem amüsiert hatte, stand beim letzten Titel der Show komplett. Es sang mit und tanzte, es nahm den Song an sich, verleibte ihn sich ein und rettete den Abend. Pharrell dankte mit demütiger Geste für den Applaus. Ein Triumph sieht anders aus. Happiness auch.

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