Neues Album "Wenn das so ist" Peter Maffay: "Wir bewegen unseren Popo doch noch ganz gut"
Tutzing · Peter Maffay veröffentlicht am Freitag sein 23. Studioalbum mit dem Titel "Wenn das so ist". Er habe sich diesmal wieder auf seine musikalischen Wurzeln besonnen und versucht, sie in die jetzige Zeit zu transportieren, sagt der Musiker.
Im Interview erzählt Maffay, was der Hörer erwarten darf, warum er seine Texte nicht selbst schreibt, wieso er sich gegen den Albumtitel "Halleluja" entschieden hat und was er rückblickend über seine Zusammenarbeit mit Bushido sagt.
Sie werden in ein paar Monaten 65 Jahre alt. Viele sehnen sich in dem Alter nach dem Ruhestand, Sie bringen ein neues Album raus. Hat es Sie noch einmal in den Fingern gejuckt?
Maffay: Wenn ich sie noch bewegen kann, wird es mich wahrscheinlich in 20 Jahre immer noch in den Fingern jucken. Ohne Musik zu leben, kann ich mir schlecht vorstellen. Sicherlich ist rein rechnerisch irgendwann damit Schluss, aber es fühlt sich noch nicht danach an und meine Band und ich bewegen unseren Popo doch noch ganz gut. Aufhören ist kein Thema für mich.
Können Sie in einem Satz beschreiben, was der Hörer bekommt, wenn er die neue Platte "Wenn das so ist" kauft?
Maffay: Er kriegt mit der normalen Version 12 Songs und in der Premiumversion 15 Songs. Aber im Ernst: Ich persönlich habe ein Ziel gehabt, nämlich zu verdeutlichen, welches meine musikalischen Wurzeln sind und wie ich diese in die jetzige Zeit transportieren kann. Das Album ist ein Rockalbum mit unterschiedlichen Themen. Die Lieder tragen meinen Stil, meine Harmonie - sie haben sozusagen meine DNA.
Haben Sie diesmal auch Songtexte selbst geschrieben?
Maffay: Nein. Ich habe mich in meinem Leben an einer Handvoll Texte versucht und fand diese auch wirklich gut, aber sie wurden jedes Mal übergangen. Ich habe keine Geduld, da lange zu sitzen und an den Sätzen zu basteln.
Inwiefern drücken Sie den Liedern dann textlich Ihren Stempel auf?
Maffay: Ich gebe klare Vorgaben inhaltlicher Art und habe dann meine Kumpels, die daraus einen Text machen. In diesen Prozess mische ich mich total ein und korrigiere Dinge, die noch nicht passen. Ohne mich geht es nicht, weil ich ja hinterher auch für die Texte gerade stehen muss.
Wie wichtig ist es Ihnen, neben der Unterhaltung mit Ihrer Musik auch eine Botschaft zu verbinden?
Maffay: Angesichts dessen, was die Gesellschaft teilweise erdulden muss, mit zunehmendem Alter und auch im Hinblick auf kommende Generationen, scheint es mir angezeigt, dazu auch mal Stellung zu nehmen. Ich kann bei der Musik nicht immer nur an Unterhaltung denken. Für mich ist sie auch eine Kommunikationsplattform und ich will reflektieren, was mit mir und meinen Mitmenschen passiert.
Die erste Singleauskopplung heißt "Halleluja". Ein religiöser Song?
Maffay: Keineswegs. Für mich bedeutet dieser Ausdruck vor allem Befreiung und Erlösung. Es geht in dem Song um Verzeihen und darüber, den ersten Schritt zu wagen. Auch im Hinblick auf den Weg hin zu einer besseren Welt. Ich habe einen zehn Jahre alten Sohn, dem kann ich nicht mit Pessimismus kommen. Der braucht einen Papa, der - auf Spanisch sagt man "Cochones" - also "Eier" hat.
Sie hatten auch überlegt, das Album "Halleluja" zu nennen. Warum haben Sie sich dagegen entschieden?
Maffay: Im Prinzip wäre das schön gewesen. Auch wenn es das schon gibt. Aber wahrscheinlich hätte es dann jeder mystifiziert und in eine religiöse Ecke gedrängt.
Wäre das denn ein Problem für Sie gewesen?
Maffay: Für mich spielt Religion eine ganz große Rolle. Ich gehe regelmäßig in die Kirche, erleichtere mein schlechtes Gewissen, befreie mich von Ängsten und es geht mir besser, wenn ich rausgehe.
Ich finde das schön, aber ich drücke nicht so ostentativ in diese Richtung.
Sie sind schon seit über 40 Jahre im Musikgeschäft. Sind Sie noch nervös, wenn ein neues Album veröffentlicht wird?
Maffay: Ein Album ist wie ein Baby, das auf die Welt kommt. Und wir hoffen, dass es ein gesundes Baby ist, das auch mal gut sprinten kann. Auch wenn wir viele Fans haben, gibt es keine Garantie auf Erfolg. Vielleicht gelingt es uns mit dem Album, noch einen drauf zu setzen und das Feuer noch mehr zu entfachen. Weil das aber unsicher ist, wird jeder von uns, wenn wir das erste Mal die Lieder vor Live-Publikum spielen, mit Hosenflattern auf die Bühne gehen.
Viele Künstler beklagen die illegalen Downloads ihrer Lieder im Internet. Ist das auch für Sie ein Problem?
Maffay: Jeder Musiker lebt von dem, was er tut. Wenn das letztlich umsonst sein soll, wovon soll er dann seine Rechnungen bezahlen? Wer die Kunst nicht honoriert, der begeht einen Raub. Den flapsigen Umgang mit diesem Umstand kann ich nicht nachvollziehen. Sicher, ein etablierter Künstler wie ein Herr Grönemeyer, ein Herr Lindenberg oder ein Herr Maffay sind weniger davon betroffen, weil jeder von uns schon die Couch hat, auf der er sitzen will. Aber ein Newcomer kann nicht nur von Luft und Liebe leben. Mit dem Urheberrecht sollte konsequenter umgegangen werden.
Sie haben vor ein paar Jahren kurzzeitig mit dem umstrittenen Rapper Bushido zusammengearbeitet. Bereuen Sie das heute?
Maffay: Ach, das Ganze ist eine völlig überbewertete Geschichte. Als ich ihm begegnet bin, kam er mir als jemand vor, der bereit ist, der Gewalt abzuschwören und zu sagen: "Ich gehe ab jetzt in eine andere Richtung". Auch den Bambi hat er ja nicht für das bekommen, was er gemacht hat, sondern für das, was er in Aussicht gestellt hat zu tun. Als ich festgestellt habe, dass er nicht in der Lage ist, das zu erbringen, bin ich ausgestiegen. Ich bin kein Moralapostel, aber ich kann so eine Zusammenarbeit auch nicht mit den Parametern unserer Stiftung vereinbaren. Ich kann nicht für traumatisierte Kinder eintreten, die unter Gewalt leiden und gleichzeitig über zugelassene Gewalt sprechen. Ab da trennen sich unsere Wege.