Protest gegen Preis für Rapper Gewinner geben Echo zurück

Berlin · Während die Gewinner des "Echo Klassik 2017" ihren Preis nach der umstrittenen Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang aus Protest zurückgeben wollen, hat der Sänger Peter Maffay einen Rücktritt der Verantwortlichen gefordert.

 Klaus Voormann gewinnt den "Echo Lebenswerk" bei der 27. Verleihung des Deutschen Musikpreises.

Klaus Voormann gewinnt den "Echo Lebenswerk" bei der 27. Verleihung des Deutschen Musikpreises.

Foto: dpa

Die Debatte um den Echo für Kollegah und Farid Bang geht weiter: Peter Maffay fordert einen Rücktritt der Verantwortlichen, und die Echo-Gewinner Notos Quartet und Klaus Voormann geben aus Protest ihre Trophäen zurück.

"Was sich für mich als Geschenk anlässlich meines 80. Geburtstags anfühlte, entpuppt sich nun als große Enttäuschung", teilte Klaus Voormann am Montag in München mit. Der Musiker und Grafiker, der am 29. April seinen 80. Geburtstag feiert, hatte am Donnerstag einen Echo für sein Lebenswerk erhalten.

Auch die Rapper waren mit dem wichtigen Musikpreis geehrt worden - für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3", das als antisemitisch kritisiert wird. Es enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".

Voormann erklärte, er habe sich die Rückgabe seines Echos reiflich überlegt und sich deshalb auch mit den Texten des umstrittenen Albums beschäftigt. "Provokation ist erlaubt und manchmal sogar notwendig, um Denkanstöße zu geben", sagte der Musiker, der als Wegbegleiter und Freund der Beatles gilt. Aber die Grenze zu menschenverachtenden, frauenfeindlichen, rassistischen, antisemitischen und gewaltverherrlichenden Äußerungen und Taten dürfe nicht überschritten werden. "Was muss passieren, dass ein Echo-Ethikrat Konsequenzen ergreift und eine Nominierung trotz Megaumsätzen eines Albums aus ethischen Gründen ablehnt?"

Voormann gestaltete unter anderem das Cover des "Revolver"-Albums der Beatles. Auch als Bassist von Stars wie Manfred Mann, Dr. John oder Randy Newman sowie als Produzent von Trio trat er auf. Der 79-Jährige lebt seit langer Zeit am Starnberger See.

Auch der Kölner Rocksänger Wolfgang Niedecken (67) richtet scharfe Vorwürfe an die Echo-Veranstalter. Man habe ihn und Voormann bei der Verleihung "ganz einfach ins Messer laufen lassen", schrieb der BAP-Musiker am Montag auf Facebook. Niedecken hatte bei der Echo-Verleihung den Preis für das Lebenswerk an Voormann überreicht.

Niedecken schrieb, er habe die Texte nicht gekannt. "Beim vorletzten Show-Act wurden wir dann mit der menschenverachtenden Brutalität der beiden Schein-Musikanten konfrontiert, allerdings ohne irgendetwas von deren Gebrabbel zu verstehen. Textverständlichkeit: Fehlanzeige. Und dann standen auch schon unsere beiden Gitarren auf der Bühne und ich musste blitzartig entscheiden, wie ich mich adäquat verhalten sollte."

Maffay fordert personelle Konsequenzen

"Zur Tagesordnung jetzt überzugehen, geht nicht. Es muss eine Aufarbeitung geben." Das schrieb der Sänger Peter Maffay am Montag auf seiner Facebook-Seite. Der verantwortliche Bundesverband Musikindustrie hatte nach einer Welle des Protests schließlich Änderungen am Konzept des Musikpreises angekündigt.

Das reiche nicht aus, kritisierte Maffay. "Die Konsequenz aus den Vorfällen sollte sein: Die Verantwortlichen nehmen ihren Hut und an ihre Stelle treten glaubhafte Personen, die für die Zukunft die nötige Transparenz garantieren", schrieb er.

Die Verleihung sei gerade angesichts der deutschen Vergangenheit eine "Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land", so Maffay. Zudem habe sich der Echo zu einem reinen Vermarktungsmodell entwickelt. "Es geht um Geld, um Marktanteile und um Selbstdarstellung. Die Künstler selbst sind nur noch Statisten."

Echo-Klassik-Gewinner geben Preis aus Protest zurück

Einen Schritt weiter gehen die Gewinner des "Echo Klassik 2017": Sie haben angekündigt, dass sie ihre Auszeichnung aus Protest gegen die Ehrung der Rapper zurückgeben. Bis zu diesem Vorfall sei der Echo für sie "der renommierteste und größte Musikpreis Deutschlands" gewesen, schrieb das Notos Quartett aus Berlin auf Facebook. "Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichnet, ist für uns nicht tragbar", hieß es weiter.

Das Notos Quartet war im Oktober 2017 als Nachwuchskünstler des Jahres mit dem "Echo Klassik" geehrt worden.

Die Verantwortlichen erklärten inzwischen, dies dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke, kündigte am Sonntag an, dass der Preis nach einer Entscheidung des Vorstands überarbeitet werden solle, "was die umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen einschließt". Details wurden aber noch nicht genannt.

(felt)
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