Düsseldorf Neues Album: Neil Young nimmt die Hörer auf den Arm

Düsseldorf · Diese Platte ist ein Witz, aber ein guter. Man muss sich nur mal "Glimmer" anhören. Das Stück beginnt wie ein Titel aus einem Disney-Weihnachtsmärchen: Violinisten rühren dicke Sauce an, und man erwartet die Stimmen von Frank Sinatra und Judy Garland, die von der Liebe und dem Leben überm Regenbogen singen.

Neil Young: Grandioser Auftritt in Mönchengladbach
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Neil Young: Grandioser Auftritt in Mönchengladbach

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Aber es tritt Neil Young auf, er tippelt auf Ballettschühchen in den Song, und er singt so schmeichlerisch wie der böse Wolf, bevor er den drei Schweinchen das Haus umzupusten versucht. Und natürlich beschreibt er keine Technicolor-Träume. Er schwärmt vom Autofahren.

"Storytone" heißt das neue Album des 69-Jährigen. Es ist das fünfte in den vergangenen fünf Jahren und das schrägste seit seinem Debüt im Jahr 1968. Young hat es mit Orchester und Big Band eingespielt, manchmal sitzen 92 Mann hinter ihm. Die Arrangements wirken wie aus Hollywoods goldener Ära geborgt, und immer fällt man darauf herein. Bei jedem Lied rechnet man nämlich damit, dass gleich Esther Williams baden geht, und verblüfft hört man stattdessen Neil Young süßlich gegen Fracking und Öl-Industrie wettern, gegen Pipeline-Bau und Raub-Rodung. Und manchmal singt er einfach nur diesen Satz: "I gotta find some fuel."

Vielleicht liegt es daran, dass Young verliebt ist. Er trennte sich ja von Ehefrau Pegi, mit der er 36 Jahre zusammen war. In den bunten Blättern sieht man ihn nun händchenhaltend mit Daryl Hannah. Der Schauspielerin soll er jedes Stück von "Storytone" noch im Studio per Skype vorgespielt haben.

Sie dürfte sich darüber gefreut haben, denn eine solch lustige Platte von Neil Young gab es bisher nicht. Er nimmt uns auf den Arm, aber auf die charmanteste Weise. Niemand kann behaupten, dass es je langweilig wird mit ihm.

(RP)
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