Konzertauftritt in Berlin Warum die Münchner Philharmoniker auf die Bahn sauer sind

Köln/Berlin · Für die Strecke Köln – Berlin brauchten die Münchner Philharmoniker mit dem Zug mehr als zehn Stunden und kamen zu spät zu ihrem eigenen Konzert. In einem Brandbrief rechneten sie jetzt mit der Deutschen Bahn ab.

Das Logo der Deutschen Bahn an einem Zug.

Das Logo der Deutschen Bahn an einem Zug.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Das Konzert beim Musikfest Berlin war grandios, die Münchner Philharmoniker unter Leitung der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla spielten die Symphonie Nr. 2 von Gustav Mahler so ausgeruht und virtuos, als hätten sie vorher einen entspannten Tag an der Spree verbracht. Indes: Es war anders. Die Münchner kamen mit Pauken und Trompeten zu spät in der Berliner Philharmonie an. Sie waren mit der Bahn angereist.

Rund viereinhalb Stunden würde ein ICE von Köln nach Berlin eigentlich brauchen. Am Dienstag vergangener Woche dauerte es wohl etwa zehn Stunden. Das Konzert fing schlussendlich mit einer Viertelstunde Verspätung an. Eine Radioübertragung aus dem Saal der Berliner Philharmonie habe deswegen ausfallen müssen, schreiben die Münchner Philharmoniker, die ihrem Ärger unter anderem in einem Brief auf Facebook Luft machten.

„… nach drei (!) ausgefallenen ICE und keinerlei Information wie, wann und ob wir überhaupt weiterkommen, rollten wir drei Stunden später schließlich doch noch los“, heißt es in dem Brief. Nicht wenigen Zugreisenden kam dies wohl bekannt vor. Im Netz hagelte es Zustimmung und Mitgefühl für die Philharmoniker und Häme für die Deutsche Bahn.

Möglicherweise wäre die Aufruhr danach wie das Konzert verklungen. Aber die DB legte wohlmeinend nach. „Leider war an dem Tag der Zugverkehr aufgrund einer Unwetterfront stark beeinträchtigt, und deshalb kam es leider zu vielen Zugausfällen und –umleitungen“, schrieb die Socialmedia-Abteilung der Deutschen Bahn in einem öffentlichen Entschuldigungsschreiben. Die Münchner Philharmoniker verstehen sich auf Kontrapunkte und antworteten: „Vielen Dank dafür – dann steht wohl Aussage gegen Aussage. Als Grund habt ihr uns bisher Reparaturen am Zug angegeben – wollt Ihr Euch da vielleicht noch einmal intern abstimmen?“

In Sachen Pünktlichkeit im Fernreiseverkehr verpasst die Deutsche Bahn aktuell die selbst gesetzten Ziele. Für das laufende Jahr hatte sich der Staatskonzern eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 70 Prozent vorgenommen. In den ersten sechs Monaten sprach der bundeseigene Konzern in der wirtschaftlichen Bilanz lediglich von 68,6 Prozent der ICE- und IC-Züge, die rechtzeitig ankamen. Auf der Homepage der DB ist derzeit für August sogar nur von 63,4 Prozent die Rede. Grund: die hohe Bautätigkeit im Netz.

(saja )
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