Neues Album der Soul-Diva Mariah Carey hat Krise überwunden

New York (rpo). Für ihre Star-Allüren ist Mariah Carey in der Vergangenheit bekannt gewesen. Ihre Krisen, sowohl musikalisch als auch privat, scheint die Sängerin jetzt aber hinter sich gelassen zu haben. Zumindest behauptet die Soul-Diva, dass sich ihr Image gewandelt habe und ist mit einem neuen Album zurück im Musikgeschäft. Dennoch hat Mariah Carey ein paar alte Gewohnheiten beibehalten.

Mariah Carey
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Es fällt der US-Souldiva schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Mitten in der Nacht probt die für ihre Arbeitssucht bekannte Sängerin für Konzerte zur Veröffentlichung ihres jüngsten Albums "The Emancipation Of Mimi" (Island/Universal). Allerdings gibt es für Carey inzwischen auch mehr im Leben als die Arbeit. "Ich bin an einem Punkt angelangt, wo mich die Musik nicht mehr völlig aufsaugt" sagt die 35-Jährige kurz vor den mitternächtlichen Proben in einem Gespräch in New York. "Es gibt im Leben noch andere Dinge als Musik. Ich habe keine Lust mehr, ständig mit Bauchschmerzen um die Charts-Platzierungen zu bangen. Es ist nicht mehr so wichtig. Ich weiß, wer ich als Mensch und als Künstlerin bin. Und ich weiß auch, wer meine Fans sind."

Das neue Bewusstsein spiegelt sich auch in ihrer Musik wieder. Auf "The Emancipation Of Mimi" - Mimi ist ihr Kosename - kehrt Carey zu ihren Soul- und R'n'B-Wurzeln zurück und lässt zudem HipHop-Töne mit einfließen. Nach dem Motto: Weniger ist oft mehr, setzt die Sängerin auf weniger stimmgewaltige Songs. Die erste Single-Auskopplung "Say Something" wurde von den Neptunes featuring Snoop Dog produziert.

Zuletzt machte die Soul-Diva mit der sieben Oktaven umfassenden Stimme hauptsächlich mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Die Sängerin hatte in den 90er Jahren bei der Plattenfirma Sony/Columbia 15 Nummer-Eins-Hits allein in den USA. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere 2001 wechselte sie dann für angeblich 80 Millionen Dollar (62 Millionen Euro) zu Virgin. Im selben Jahr erlitt sie allerdings zwei Zusammenbrüche, und "Glitter", der Soundtrack zu ihrem gleichnamigen Filmdebüt, wurde als erstes Album ihrer Karriere kein Millionenerfolg. Virgin löste den Vertrag daraufhin für fast 30 Millionen Dollar auf. Bei Island gründete sie ihr eigenes Label Monarc Music, auf dem sie sich 2002 mit "Charmbracelet" wieder an die Öffentlichkeit wagte. Auch dieses Album verkaufte sich allerdings schlecht.

Die öffentliche Aufmerksamkeit für ihre berufliche und private Krise bezeichnet sie heute als übertrieben, damals sei viel dramatisiert worden. Und sie ist frustriert darüber, dass das Thema noch immer eine Rolle spielt. "Das ist vorbei, und jemand, der das aufgreift, lebt vier Jahre in der Vergangenheit." Schließlich mache diese Zeit nur einen Bruchteil ihrer Karriere aus, "die sich fast über mein halbes Leben spannt". Zwar weicht sie dem Thema nicht aus, fühlt sich aber sichtlich unwohl bei der Erinnerung an die schwierige Zeit.

Und sie bedauert es auch, dass Island darauf bestanden habe, die Krise auf "Charmbracelet" mit der Single-Auskopplung "Through The Rain" zum Thema zu machen. Sie weist darauf hin, dass sie die Krise zu dieser Zeit noch nicht überwunden gehabt habe. Einen Monat vor der Veröffentlichung des Albums starb ihr Vater an Krebs.

Was ihr aber psychisch noch mehr zugesetzt hatte, war ihre fünfjährige Ehe mit dem damaligen Sony-Chef Tommy Mottola. 18 Jahre älter als sie, nahm er sie als Jugendliche unter Vertrag und war in den Anfangsjahren maßgeblich am Aufbau ihrer Karriere beteiligt. Die Scheidung kam 1998. Heute sagt Carey, sie habe sich in der Beziehung missbraucht gefühlt.

"Mein Image hat sich gewandelt"

Nach der Trennung genoss sie zunächst einmal ihre neue Freiheit, trug gewagte Kleidung und freundete sich mit HipHop an. "Alle waren geschockt", sagt sie. Sie glaube nicht, dass sie sich geschmacklos verhalten habe, "aber ich bin an die Grenzen gegangen, war rebellisch. Ich konnte auf einmal tun, was ich wollte. Über Jahre hinweg durfte ich nur Rollkragen, lange Mäntel und Stiefel tragen." Da habe sie eben ausprobieren wollen, ob sie in einem Video Spaß haben dürfe und sexy sein könne.

Sexy sieht sie zwar immer noch aus - zum Probetermin trägt sie zu ihren langen, blonden Locken ein knappes Top, enge Jeans, Stilettos -, doch scheint sie nicht mehr Britney Spears übertreffen zu wollen. "Ja, mein Image hat sich gewandelt. Aber nur ein bisschen, es bin immer noch ich." Starproduzent Jermaine Dupri, der sie seit langem kennt, sagt: "Früher wurde die Richtung ihrer Platten von jemandem anderen vorgegeben, da kam sie immer mit vielen verschiedenen Ideen an." Auch beim neuen Album war Carey wie stets als Koautorin und Produzenten beteiligt. Und dieses Mal, sagt Dupri, "wusste sie, welche Art Platte sie wollte - eine zum Wohlfühlen".

Ein Platz an der Spitze der Charts ist ihr nicht mehr garantiert, neue Diven wie Alicia Keys und Beyoncé haben den Thron in ihrer Abwesenheit erklommen. Doch Island-Chef Antonio Reid sagt, Carey brauche sich keine Sorgen zu machen. "Es gibt nur ein paar Leute, die singen. Sie ist eine der ganz wenigen großartigen Sänger. Und sie hatte immer die Unterstützung der Jugend." Erste Reaktionen aus der Musikindustrie auf das neue Album waren denn auch positiv. "Wenn diese Platte sie wieder auf den richtigen Weg bringt, werden die Leute musikalisch wieder von ihr begeistert sein", sagt Rick Krim von VH1, wo ihr Video gut ankam. Carey selbst sagt, die Reaktionen seien ihr relativ egal. Sie interessiere mehr die wahre Emanzipation der Mimi von dem Druck, der mit dem Ruhm verbunden ist.

(ap)
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